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Derbyzeit!

Auch wenn es um den Ruhrgebietsfußball derzeit ein wenig trist aussieht ? das Herz des Fußballs schlägt weiter im Revier! Und wer sich davon überzeugen möchte, dem sei angeraten das hin und her zwischen den beiden alten Rivalen Schalke 04 und Borussia Dortmund vor der ?Mutter aller Derbys? am kommenden Freitag zu beobachten. Dabei treibt das Geschehen rund um den Revierknaller bisweilen seltsame Blüten?

Immerhin ? in Dortmund gibt es nun einen gemeinsamen Aufruf von Fanabteilung, Fanbetreuung, The Unity und Schwatzgelb.de gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus. ?Bravo?! kann man da nur laut rufen und hoffen, dass der Aufruf, der auch per Email den Fanclubs zugestellt worden ist, möglichst viele Leute erreicht, die ihm dann folgen. In Anbetracht der Tatsache, dass ?die Kirsche? bereits 2006 einen Artikel ("Erst denken, dann singen") mit einer sehr ähnlichen Intention veröffentlichte und daraufhin viele verharmlosende oder gar deutlich ablehnende Reaktionen, insbesondere auch aus Reihen der jetzigen Initiatoren aus dem Bereich der Ultra-Szene erfuhr, eine höchst erfreuliche Entwicklung. Die selbsternannte aktive Fanszene des BVB zeigt sich lernfähig.

Eine weitere Aufforderung der ?Unity? an die BVB-Fans bezüglich des Derbys in Gelsenkirchen wurde inzwischen aus der Veröffentlichung gestrichen. In diesem Aufruf konnte man bezüglich des in Ultra-Kreisen inzwischen besonders zu Derby-Zeiten beliebten Fahnen- oder Schaldiebstahls folgendes lesen: ?Wer auf seine Fahne und somit auf unsere Farben nicht aufpassen will oder kann, soll die Finger davon lassen. Es fällt immer auf alle zurück, wenn ein paar Wenige sich der Verantwortung nicht bewusst sind, die man sich selber auferlegt, wenn man (s)eine Fahne mit auf Reisen nimmt!?

Verantwortung hat man also, wenn man seine eigene Fahne mit nach Gelsenkirchen oder anderswo nimmt um die eigene Mannschaft optisch zu unterstützen?! Verantwortung wofür genau? Für sein persönliches Eigentum? Oder Verantwortung für eine ganze Gruppe an Fans, die es sich zu eigen gemacht eine gewöhnliche Fahne zu einer Art Heiligtum zu verklären und sich in Grund und Boden schämt, wenn eine Fahne des eigenen Vereins oder der eigenen Gruppierung dann im Ultrablock der Gegenseite gen Himmel gereckt wird?! Hoffentlich können insbesondere die den Ultras nahe stehenden Verantwortlichen in Fanbetreuung und Fanabteilung darauf einwirken, dass nicht die Fahnen daheim gelassen werden, sondern die Unsitte des Diebstahls von derlei Devotionalien künftig unterbleibt. Und schon wieder wäre man beim BVB einen Schritt weiter, wenn es gelänge derartige Sandkastenspielchen künftig zu unterbinden. So wie es hoffentlich auch gelingt Randale beim Derby durch den gemeinsamen Aufruf von BVB-Fanabteilung, BVB-Fanbetreuung und Schalker Fanclubverband "Stimmung statt Randale" zu Ausschreitungen möglichst zu unterbinden.

In Gelsenkirchen hat man kurz vor dem Revierschlager derweil ganz andere Sorgen. Trainer Rutten und Manager Müller sind öffentlich bereits zum Abschuss freigegeben und es ist wohl nur eine Frage der Zeit bis auf Schalke ?Köpfe rollen?. Ein Sieg gegen den ewigen Rivalen aus Dortmund würde dabei wohl nur eine Aufschiebung der Galgenfrist für die in die Schusslinie der Fans geratenen Verantwortlichen der sportlichen Leitung bedeuten. Allzu erbärmlich war die Vorstellung der Blauweißen beim kleinen Revierderby in Bochum aber auch. Nach einer 1-0 Führung gegen einen Abstiegskandidaten fast ohne Gegenwehr zu verlieren, zeugt nicht gerade vom guten Zustand des hoch bezahlten Spielerkaders der Schalker. Inzwischen sieht man sich in Gelsenkirchen sogar genötigt auf der eigenen Homepage Pressemeldungen zur möglicherweise bevorstehenden Entlassung von Trainer und/oder Manager wie folgt zu kommentieren: ?Die in der heutigen Ausgabe der Bild-Zeitung angestellten Behauptungen und Vermutungen bzgl. des Managers und Trainers sind reine Spekulation und in keiner Weise zutreffend. Wir haben gegenwärtig nur ein Ziel: Schalke wieder auf Erfolgskurs zu bringen.? Die Not scheint am Berger Feld tatsächlich groß zu sein, wenn man gar mit derartigen Durchhalteparolen arbeiten muss. Und wenn sich sogar hart gesottene Fans der Blauweißen einen Sieg des BVB in Gelsenkirchen wünschen, damit Trainer und/oder Manager endlich entlassen werden, dann ist unverkennbar, dass beim FC Schalke 04 der Haussegen derart schief hängt, dass auch ein möglicher Sieg gegen den BVB nicht deutlich zur Besserung der Situation insgesamt beitragen würde.

Leider steht im allgemeinen Chaos rund um die Turnhalle ein sehr lobenswertes Projekt kurz vor dem Scheitern. Das Gelsenkirchener Fußball-Fanprojekt "Dem Ball is egal, wer ihn tritt" hat Antrag auf Insolvenz gestellt. ?Die Verbindlichkeiten des Fanprojekts liegen im ?unangenehmen fünfstelligen Bereich?, gab Vorstandsmitglied Yves Eigenrauch zur Auskunft. Grund für die desaströse finanzielle Lage sei eine ?unbeabsichtigte Misswirtschaft der verantwortlichen Angestellten?. Bodo Berg, ehemals leitender Angestellter beim Gelsenkirchener Fanprojekt erwidert hingegen, dass es Misswirtschaft und Fehlverhalten habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben habe, und die Zahlen zur wirtschaftlichen Lage hätten jederzeit auf dem Tisch gelegen hätten. Nicht zuletzt habe er gekündigt, weil er seit vier Monaten keinen Lohn gesehen habe. Mit Hausverbot sei er nur deshalb belegt worden, weil er darüber das Ministerium informiert habe. Irgendwie erinnert dieses Geschehen ja dann doch an die aktuellen Vorgänge im Hauptverein, wo unterdessen scheinbar auch alle gegen alle kämpfen. Letzter Höhepunkt im Schalker Durcheinander: der Vorwurf von Manager Andreas Müller an Ex-Manager Rudi Assauer, dieser schreie ?proletenhaft in der Presse herum.? Eine Fortsetzung des Theaters beim Traditionsclub scheint gewiss. Auch wenn zwischendurch für 90 ablenkende Minuten das 133. Derby gespielt wird.

Dagegen schöpft man beim VfL Bochum nach dem Sieg im ?kleinen Revierderby? endlich wieder Hoffung. Der Klassenerhalt scheint nach dem zweiten Sieg im dritten Rückrundenspiel wieder möglich. Die Weltuntergangsszenarien in der Bochumer Fanszene haben sich bis aus Weiteres verflüchtigt. Nun geht es nach Bielefeld, wo im Mai 2008 ein Bielefelder Ordner durch einen Angriff im Bochumer Fanblock so schwer verletzt wurde, dass er bis zum heutigen Tag unter physischen und vor allem psychischen Nachwirkungen der Attacke leitet. In Anbetracht der gespannten Situation stuft die zuständige Polizei das Spiel auf der Bielefelder Alm denn auch als ?Risikospiel? ein. Man kann nur hoffen, dass es sowohl beim großen Revierschlager, als auch beim Kellerduell in Bielefeld friedlich bleibt und die Fans Vernunft walten lassen.

Übrigens erwartet die Fans im Ruhrpott an diesem Wochenende gleich noch ein brisantes Derby. Viertligist Rot Weiß Essen tritt am kommenden Samstag bei der zweiten Mannschaft des FC Schalke an. Und da der Nachbar aus Gelsenkirchen in Essen in etwa ebenso unbeliebt ist wie bei uns in Dortmund, dürfte auch hier eine Menge Brisanz in der Partie liegen. Auf jeden Fall dürfte das Spiel in der Arena auf Schalke zu einem Heimspiel für RWE werden. Bis zu 5.000 Essener werden sich auf den kurzen Weg in die Nachbarstadt machen um ihre Rot-Weißen zu unterstützen. Beinahe so viele Anhänger des Viertligisten wie die 8.000 Borussen am Tag zuvor. Wobei die BVB-Fans unter der Tatsache leiden, dass den Schwarzgelben nicht mehr als 6.000 Karten für das Revierderby zur Verfügung stehen. Die restlichen 2.000 Karten werden dann direkt über Schalke 04 oder über den Schwarzmarkt bezogen. Auch in Essen gibt es allerdings diese merkwürdigen Entwicklungen aus Kreisen der Ultra-Szene: so ruft eine Essener Ultra-Grupperierung die Essener Fans zu folgender Aktion auf: ?Unter dem Motto alle Mann in schwarz auf nach GE bitten wir euch in Schwarz zu kommen um einen schwarzen Mob zu bilden.?


Komische Entwicklungen allemal. In Dortmund bittet man Fahnen zuhause zu lassen, wenn man sie nicht verlieren möchte und in Essen werden die eigenen Rot-Weißen in schwarz unterstützt. Der ?moderne Fußball? lebt. In jedem Fall sind im Ruhrpott an diesem Woche wieder wahre Völkerwanderungen angesagt: der Ruhrgebietsfußball im ?? macht es möglich!

Nachdem Rot-Weiß Oberhausen an dieser Stelle in der vergangenen Woche als großer Langweiler bezeichnet wurde, haben sich die Jungs vom Niederrhein die Kritik wohl zu Herzen genommen. Mit 3-2 wurde der FC St.Pauli geschlagen, wobei es bereits nach zwanzig Minuten 3-0 für RWO stand. Alles andere als langweilig also. RWO lebt. Mehr denn je. Und wenn es dafür noch einen letzten Beweis bedarf, dann sei dem geneigten Leser die höchst interessante Kolumne ?Ohne Gesichtsbehaarung und Kohle? von Fußballand-Autor Christoph Biermann ans Herz gelegt. Fußball im Revier ? das ist eben auch Rot-Weiß Oberhausen.

Bleibt zum Abschluss ein Blick auf den MSV Duisburg. Und wenn man derzeit über die Zebras spricht, dann spricht man über Trainer Peter Neururer. Der Mann, der an keinem Mikrophon vorbei laufen, ohne irgendeinen verbalen Nonsens abzusondern, gab dieser Tage der Münchener TZ ein sehr interessantes Interview. Darin verkündete ?Peter, der Große?, dass er immer schon mal gerne zum nächsten Gegner des MSV, dem TSV 1860 München gewechselt wäre. Er bewundere diesen Verein (schon wieder einen/Die Red.). In München wird man drei Kreuze machen, dass den Löwen zumindest dieses (bislang) erspart geblieben ist?

, 19.02.2009

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