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Flaschenwurf und Bannerklau

Auch das 133.Revierderby machte am vergangenen Freitag wieder Schlagzeilen. Leider ging es dabei weniger um das über weite Strecken fußballerisch eher dürftige 1-1 als vielmehr um Randale, Aggressionen und Fahnendiebstahl.

In Dortmund hat man sich beinahe schon an die unwürdigen Umstände bei der Anreise zum Gastspiel beim Erzrivalen gewöhnt. Zugverspätungen, Gleiswechsel, defekte Busse ? das alles sind Widrigkeiten mit denen die schwarzgelben Fans seit Jahren zu tun bekommen, wenn sie zum Auswärtsspiel nach Gelsenkirchen fahren. Dass unter diesen Bedingungen die Laune der mitreisenden Borussen nicht gerade steigt ist verständlich, aber natürlich kein Grund dafür, dass einige wenige der etwa 7.000 Borussen komplett ausrasten und sich eine Auseinandersetzung mit den anwesenden Polizisten leisten.

Dass bereits vor dem Anpfiff des ewig jungen Revierschlagers 122 Personen festgenommen wurden, weil sie nach Angaben der Polizei die Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern und Bierflaschen beworfen hatten und versuchten, die Schalker Nordkurve zu stürmen, ist wahrlich kein Ruhmesblatt für den schwarzgelben Anhang. Dass auch Mitglieder der Dortmunder Ultragrupperierung ?Desperados? unter den gewaltbereiten Fans vorgefunden wurden, bedarf einer nachträglichen Aufklärung der Situation durch den Verein und die zuständige Fanbetreuung. Nicht zum ersten Mal stehen die ?Desperados? öffentlich am Pranger, wobei es sicherlich unangebracht ist eine komplette Gruppierung in ?Sippenhaft? zu nehmen, wenn sich Einzelmitglieder daneben benehmen. Dennoch bedarf es einer Klärung der Angelegenheit. Und da es um den Ruf und die Interessen aller BVB-Fans geht kann nur dringend geraten werden diese Klärung nach entsprechenden Gesprächen auch öffentlich zu machen. Es geht nicht an, dass sich die ?Desperados? mit der Argumentation man wolle sich nicht im Internet oder sonst wo äußern, aus der Verantwortung für das, was BVB-Fans anrichten, welche zumindest äußerlich als ?Desperados? zu erkennen sind, herausziehen. Eine Aussage wie sie auf der Homepage der ?Desperados? getroffen wird, ist jedenfalls in dieser Form nicht länger tolerabel: ?In keinem öffentlichen Internetforum dieser Welt, in dem es um Fußball geht, hat jemand die Befugnis in unserem Namen schreiben und urteilen zu dürfen. Dortmunder, welche sich dort Rumtreiben und Behauptungen über unsere und andere Szenen aufstellen, sind definitiv kein Mitglied von uns oder in unserem Umfeld anzutreffen.? Es ist im Interesse aller BVB-Fans, wenn nach den Vorfällen in Gelsenkirchen schnellstens reiner Tisch gemacht wird.

Aber auch die Ultras aus Gelsenkirchen sorgten wieder einmal für eine weitere Eskalation der Situation zwischen Anhängern von königsblau und schwarzgelb. Während des Spiels präsentierten sie stolz Teile des 2006 aus dem Dortmunder Westfalenstadion gestohlenen Banners ?Gelbe Wand ? Südtribüne Dortmund?. Das nun aufgrund der damals gestellten Strafanzeige polizeiliche Ermittlungen folgen müssen, ist das eine ? das die Gelsenkirchener Fans seinerzeit jedoch massiv gelogen haben und sich ja sogar darüber echauffierten, dass man zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt würde, ist das andere. Nun, mehr als zwei Jahre nach dem Diebstahl das Banner hastig öffentlich zu zeigen, ist nichts anderes als peinlich. Selbst dann, wenn es nur eine Kopie des Originals sein sollte. Wichtig ist in dem Zusammenhang nur, dass die allermeisten Borussen mit Gleichgültigkeit auf die eher lächerliche Aktion reagierten. Derartige Sandkastenspiele nach dem Motto ?ich klau dir dein Förmchen? sind gottseidank nur das Problem einer kleinen Minderheit von Fans, während die große Masse vernünftig bleibt. Am Ende stellt sich nur die Frage wie lange sich die beiden Vereine das infantile Gehabe der Ultragruppierungen auf beiden Seiten noch weitgehend tatenlos ansehen möchten. Die Verantwortlichen beider Clubs können eigentlich kein Interesse daran haben, dass die angespannte Lage zwischen beiden Seiten Jahr für Jahr noch mehr eskaliert.

Wesentlich ruhiger ging es hingegen beim zweiten Derby in Gelsenkirchen am vergangenen Wochenende zu. Überraschenderweise verlor Rot-Weiß Essen mit 1-2 bei der Schalker Zweitvertretung. Einen Tag nach dem großen Revierderby betrauerten mehr als 8.000 mitgereiste Essener Anhänger die Niederlage eher lethargisch und legten alle Träume vom Aufstieg in Liga drei vorerst ad acta. Sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten (die Amateure von Borussia Dortmund, die ihrerseits 5-2 gegen den 1.FC Kleve siegten und zwölf Punkte auf Tabellenführer 1.FC Kaiserslautern II lassen nunmehr im Essener Lager aufkommen. Sollte nicht noch ein Fußballwunder passieren, muss sich RWE wohl oder übel auf ein weiteres Jahr in den Niederungen der vierten Liga einstellen.

Ob es für den VfL Bochum in der nächsten Saison in den Niederungen der zweiten Liga weitergeht, oder ob man am Ende doch noch den Klassenerhalt schafft, steht hingegen weiterhin in den Sternen. Das 1-1 in Bielefeld jedenfalls ist für die Bochumer nicht Fisch und nicht Fleisch. Da mit Cottbus und Mönchengladbach gleich zwei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf punkteten, ist für die Ruhrstädter die Lage nicht unbedingt besser geworden, zumal der im Winter vom BVB hoffnungsvoll verpflichtete Diego Klimowicz auch noch mit einer gelb-roten Karte vom Platz gestellt wurde. Und das ausgerechnet vor dem Kellerduell gegen jene Cottbusser, die am kommenden Wochenende mit der stolzen Bilanz von zuletzt zwei Siegen und einem Unentschieden im Rücken in Bochum auflaufen. Es gibt wahrlich leichtere Aufgaben im Kampf um den Klassenerhalt.

Den Klassenerhalt beinahe gesichert hat man hingegen bei Rot-Weiß Oberhausen. Nach dem 3-1 Auswärtssieg bei Rot-Weiss Ahlen hat "RWO" inzwischen 28 Punkte auf der Habenseite und den Vorsprung auf den Relegationsplatz auf acht Punkte ausgebaut. Sollte im kommenden Heimspiel gegen Kellerkind FSV Frankfurt ein weiterer Sieg gelingen, kann man in Oberhausen wohl für ein weiteres Jahr Zweitligafußball planen. Da wundert es nicht, dass man am Niederrheinstadion den zum Saisonende auslaufenden Vertrag mit Trainer Jürgen Luginger in Kürze verlängern möchte. So bekundet denn auch Ex-Profi Luginger großes Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit den Kleeblättern: ?Ich fühle mich hier wohl und kann in Ruhe arbeiten. Wir sind erst am Anfang des Weges und es würde sicher Sinn machen, den auch in Zukunft gemeinsam zu gehen.? In Anbetracht der aktuell sehr guten Leistungen seiner Mannschaft dürfte die Fixierung einer weiteren Zusammenarbeit daher nur Formsache sein.

Beim MSV Duisburg geht es unterdessen ebenfalls weiter aufwärts. Mit 4-1 fegte man Micky Stevic's 1860 München aus dem heimischen Wedaustadion und sorgte damit u.a. dafür, dass Löwen-Trainer Marco Kurz heute seinen Hut nehmen durfte und entlassen wurde. Mit 36 Punkten haben die Zebras ihrerseits nun wieder das Rennen um den Aufstieg in Liga eins aufgenommen. Vor dem Auswärtsspiel bei Alemannia Aachen beträgt der Rückstand auf den Tabellendritten Greuter-Fürth nur noch vier Punkte und in Aachen trifft man auf einen Konkurrenten, der auf Platz fünf nur um einen Punkt besser da steht als der MSV. In Sieg auf dem Tivoli und die Duisburger sind im Rennen um den Aufstieg wieder ganz dick im Geschäft. Da lässt sich die Tatsache dass Trikotsponsor Evonik zum Saisonende bei den Zebras aussteigt, vielleicht ein wenig besser verschmerzen. Dennoch dürften den Meiderichern zunächst einmal 1,5 Millionen Euro in der Kasse fehlen. Durch einen Aufstieg ließe sich dieses Defizit sicherlich am besten kompensieren.

Sascha Mimberg, 24.02.2009

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