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Bei der Suche nach mehr Zukunft…

schlägt die Stunde der Dortmunder Reisegruppe!

Das erste Länderspiel des kommenden Jahres am 9. Februar gegen den viermaligen Weltmeister Italien im Westfalenstadion wird uns Aufschluss geben, wohin der Weg der jungen Dortmunder Shootingstars in der Nationalmannschaft weist. Joachim Löw hatte bis heute in seiner mehr als vierjährigen Amtszeit als Bundestrainer schon 40 Neulingen zu ihrem Länderspieldebüt verholfen. Eine übergroße ?Testwut? wurde dem Bundestrainer deshalb oft attestiert, doch die Ergebnisse in der letzten Zeit geben ihm aber durchweg Recht. Mit Blick auf die Europameisterschaft 2012 will er auch im kommenden Jahr der Abteilung ?Jugend forsch(t)? größtmögliche Chancen einräumen und damit auf etablierte Stammkräfte Druck ausüben.

Für das letzte Länderspiel des Jahres hat Löw ("Wir stehen glänzend da, am Ende einer langen und erfolgreichen Saison") in Göteborg zur Veredelung seines Kaders mit Marcel Schmelzer, Mario Götze, Lewis Holtby und Andre Schürrle vier Neulinge dabei, dazu mit Mats Hummels und Kevin Großkreutz noch zwei weitere Hoffnungsträger, die erst vor ein paar Monaten ihre Premiere gefeiert haben und erst bei einem Länderspiel notieren. Viele, frühere Skeptiker zollen ihm inzwischen für diesen konsequenten Weg Respekt, doch bleibt ihm angesichts der erkennbaren ?Verjüngungskur? in den Bundesligaclubs ? speziell bei Borussia Dortmund ? eigentlich eine andere Wahl als den Wechsel auf die Zukunft mit zu unterschreiben? Vermutlich nicht.

Beispiel Mario Götze. Er sei einfach nur "stolz, zur Dortmunder Reisegruppe zu gehören", sagte er bescheiden. Dabei ist ?Super-Mario? einer der jüngsten Debütanten in der Geschichte der deutschen Nationalelf überhaupt. Gerade 18 Jahre und 168 Tage ist er alt und hat erst 16 Bundesliga-Spiele für Borussia absolviert. Mit der U-17-Auswahl wurde er 2009 Europameister und avancierte mit drei Toren und zwei Vorlagen zum besten Spieler des Turniers. Seiner Berufung in die U-21-Auswahl mit 18 folgte nur wenige Monate später dann der Ruf von Bundestrainer Joachim Löw. Ex-Borusse und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer schwärmt von ihm in den höchsten Tönen: "Er ist eines der größten Talente, das wir je hatten. Er hat eine gute Schnelligkeit, ist enorm kreativ und verfügt über herausragende technische Fähigkeiten."

Aber auch andere machten von sich reden. Marcel Schmelzer zum Beispiel. Als der 2005 im Alter von 17 Jahren sein Ränzlein schnürte und vom 1. FC Magdeburg in den Westen zur A-Jugend des BVB wechselte, freute sich Trainer Heiko Herrlich in Dortmund auf einen variablen und schnellen Außenstürmer. Aufgrund diverser Verletzungen, stellte er ?Schmelle? einfach mal nach links hinten und siehe da, er spielte sich fest. Zwei Jahre später rückte er ins Regionalligateam auf als umfunktionierter Linksverteidiger. Als dann Jürgen Klopp dann am Rheinlanddamm unterschrieben hatte und eine erste Sichtung seines Spielermaterials vornahm, stellte er eine Vakanz auf dieser Position fest und hatte zur Überraschung aller auch sofort den passenden Mann zur Hand. Der damals 20-Jährige Schmelzer stand schon in Mainzer Zeiten auf seinem Zettel und hatte über Nacht die Drehtür zu den Profis passiert.

Hans-Joachim Watzke bemängelte zuletzt immer mal wieder, dass Schmelzer bei aller Euphorie um den Dortmunder Jugendstil zu wenig Bedeutung beigemessen werde: "Alle sprechen nur über Mario Götze oder Mats Hummels. Aber es wird mir viel zu wenig über Marcel Schmelzer gesprochen. Er ist für mich seit vielen, vielen Wochen der beste Linksverteidiger in der Bundesliga." Aber "Schmelle" selber hat sein Ziel genau vor Augen: "Natürlich sehe ich meine Chance und ich werde alles geben, um sie zu nutzen. Ich muss stets 100 Prozent geben und über Kampf und Leidenschaft kommen.?

Mats Hummels ("Wir wollen zeigen, was wir können und dafür sorgen, dass man nicht zum letzten Mal eingeladen wird") gilt zur Zeit als hoffnungsvollster deutscher Innenverteidiger, spielt bisher eine überragende Saison beim BVB und dürfte derzeit (mit seinem Kumpel Neven Subotic) sogar der beste Innenverteidiger der Bundesliga sein. Schrappte er am WM-Zug im Sommer noch knapp vorbei, kam der Bundestrainer jetzt letzten Endes nicht mehr um seine Nominierung herum. Und besser könnte die Ausgangslage für den Borussen eigentlich kaum sein, denn im Anforderungsprofil von Löw sollte eine intelligente Spieleröffnung enthalten sein. Pendant Mertesacker hat diesbezüglich in seinen bisherigen Leistungen noch ordentlich Luft nach oben.

Bleibt Hummels also annähernd auf dem derzeitigen Level und dazu noch von Verletzungspech verschont, dürfte er in Zukunft wohl recht regelmäßig eine Frankfurter Einladung ins Haus stehen. Einziger Wermutstropfen dabei: sein Mannschaftskamerad "Subo" steht ihm leider bei diesem Vergnügen nicht zur Verfügung, was angesichts von nur sieben Gegentoren in 12 Bundesligaspielen für Schwarz-Rot-Gold wirklich schade ist.

Außenseiterchancen hat aber auch Kevin Großkreutz, der ?Dortmunder Jung? aus der Nordstadt. Bereits als Vierjähriger hatte ihn sein Vater mit auf die Südtribüne des Dortmunder Stadions genommen. Seitdem hat er kaum ein Spiel seines geliebten BVB verpasst. Im Gegenteil: heute ist er so nah dran wie nie zuvor. ?Es ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen, dass ich nun selber das Dortmunder Trikot trage", sagte er gerührt, als Jürgen Klopp ihm das Vertrauen schenkte. Jetzt steht der Vollblut-Bousse? gar vor einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2014 bei seiner großen Liebe. ?Wir sind uns einig und werden den Vertrag bald verlängern?, hatte Großkreutz? kurz vor seiner Abfahrt noch freudestrahlend durchblicken lassen.

Beim Anpfiff hatte Löw getreu seiner Aussage in der PK vom Vortag im Nya Ullevi Stadion zu Göteborg den Worten Taten folgen lassen (?Mittlerweile kann ein 19-Jähriger Druck auf einen 23-Jährigen machen. Die jungen Spieler haben mich zuletzt sehr beeindruckt, sie sind sehr entwicklungsfähig"). Demzufolge standen mit Hummels, Schmelzer und Großkreutz gleich drei Schwarzgelbe in der Startelf, deren Durchschnittsalter 23,6 Jahre betrug.

Mats Hummels zeigte ein Startelfdebüt in der Nationalelf ohne Fehl und Tadel. Sein starkes Stellungsspiel, wie er es in Dortmund praktiziert, übertrug er ohne Lampenfieber. Er war gewohnt Zweikampfstark, robust und nahezu unüberwindbar ? und klärte vor der Pause einmal in höchster Not per Kopf.

"Schmelle" verzeichnete einen holprigen Start, war aber nach 15 Minuten dann mit stabiler Leistung präsent. Er zeigte das, was ihn in Dortmund stark macht: Zweikampfstärke, couragierte Flankenläufe und den Mut zum Abschluss (Torschuss in 36. Min). Bis zur Pause belebte er den linken Flügel, nach dem Seitenwechsel wirkte er vor allem Defensiv stabil, was ihm auch der Bundestrainer attestierte. Leider wurde er vorn kaum mehr ins Kombinationsspiel mit eingebunden. Insgesamt aber feierte er eine gute Premiere in der A-Nationalelf.



Kevin Großkreutz war heute nicht ganz so auffällig wie in seinem Nationalelfdebüt vor der WM in Aachen. Im 1. Durchgang gelang ihm recht wenig, viele Abspielfehler waren zu verzeichnen, kaum Durchsetzungsvermögen in den Offensivzweikämpfen zu erkennen. Im 2. Durchgang steigerte er sich über die "einfachen" Pässe, kam dann besser ins Spiel, ohne echte Glanzpunkte setzen zu können. Insgesamt aber keine Leistung, mit der er sich für weitere Einsätze empfehlen konnte. 

Mario Götze, der nach Uwe Seeler jüngste Debütant in der deutschen Nationalelf ließ in seinem 12-minütigen Kurzeinsatz sein spielerisches Verständnis aufblitzen, war sehr engagiert und motiviert, hatte aber wenig Möglichkeiten noch einmal Glanzpunkte zu setzen. Dennoch fügte er sich ordentlich ein. Es ist eine wichtige Erfahrung für ihn in so jungem Alter schon bei der Nationalelf dabei zu sein. 

Und so war niemand der Debütanten ernsthaft über das torlose Unentschieden gram. Obwohl es schwere Kost war und die Gastgeber in Göteborg sehr defensiv standen, konnte man Deutschland zwar Bemühen attestieren, aber Mittel fanden sie keines gegen die Destruktivität. Insgesamt konnte dies aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein großartiges Jahr für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft - und am Ende auch für Borussia Dortmund war!

, 17.11.2010

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