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BVB und S04: Es gärt noch immer!

Am vergangenen Montag veröffentlichte der Reviersport ein Interview mit Götz Vollmann, dem Vorsitzenden der BVB-Fanabteilung, in dem dieser ankündigt, dass man künftig aus den Sicherheitsgesprächen vor dem Derby bis auf Weiteres nicht mehr teilnimmt, da sich von Seiten des S04 nicht an gemeinsam getroffene Absprachen gehalten hat.

Am Tag darauf veröffentlichten mehrere Gruppierungen aus der Fanszene von Schalke 04 einen ?offenen Brief an die Sportmedien?, indem man sich u.a. darüber beklagt, dass der S04 von den deutschen Sportjournalisten nicht objektiv behandelt werde und ?seriöse Medien? eine ?tendenziöse Berichterstattung? an den Tag legen würden. Sowohl in besagtem Interview, als auch in dem offenen Brief von Schalker Seite wird unter anderem erneut Bezug genommen auf einige Geschehnisse rund um das Revierderby am vorletzten Wochenende. Das vergangene Derby scheint aus unterschiedlichen Gründen in beiden Fanlagern noch lange nachzuwirken.

Kommentar zum offenen Brief der Schalker Fans an die Medien

Eines ist in Schalke wie in keinem anderen Verein kultiviert worden: die Opferrolle. Immer wieder blitzt es auf, das selbst angehaftete Image des Unterdrückten und von DFB, Schiedsrichtern und Journalisten ungeliebten und zu Unrecht verfolgten Vereins. Ob eine Schiedsrichterentscheidung im Mai 2001, ob Sperren gegen eigene Spieler oder die Ansetzung der Spielpläne, ob Berichterstattung über finanzielle Probleme und Bilanztricks der Führungsebene des S04 ? in Gelsenkirchen fühlt man sich verfolgt und benachteiligt.

Dabei wird Schalke 04 von den Medien nicht besser und nicht schlechter behandelt als jeder andere Verein der Liga. Aber in Gelsenkirchen versucht man immer wieder den Eindruck zu erwecken, man sei das ungeliebte Kind der Liga. Dafür gibt es auch aktuell ganz explizite Gründe.

Präsident Tönnies stellt sich beim Derby in Dortmund auf die Stehplätze zwischen den harten Kern der Schalker Fans (und lässt es auch im Nachklang zum Spiel gänzlich unkommentiert, dass dort BVB-Devotionalien gezeigt werden, die auf kriminellen Wege erworben wurden) und Trainer Magath lässt derzeit keinen Tag ins Land gehen, an dem er die eigenen Fans nicht über den grünen Klee lobt.

Dieses Vorgehen ist kein Zufall. Schalke 04 steht das Wasser finanziell bis zum Hals und kurz- bzw. mittelfristig kann sich man in Gelsenkirchen nur über Wasser halten, wenn man die eigenen Fans komplett mit ins Boot nimmt. Dieses ist scheinbar gelungen, wenn man einen Blick auf die Unterzeichner der offenen Briefes wirft.

Doch eines haben die Schalker Fangruppierungen beim Verfassen ihres Briefes augenscheinlich vergessen: in ihrem Verein sind zu einem großen Teil noch immer jene Leute verantwortlich, welche die existenzielle Finanzkrise zu verantworten haben. Diese zeigen sich öffentlich nun volksnah und gänzlich unkritisch dem Verhalten der eigenen Anhänger gegenüber. Tönnies & Co wollen sich so relativ unbemerkt aus einer Lage heraus manövrieren, die sie (mit Ausnahme von Felix Magath) über die Jahre hinweg selbst herbeigeführt haben.

Statt sich also über das her zu machen, was die vielen Zeitungberichte der letzten Tage und Wochen an Wahrheiten über die schwierige finanzielle Lage beim S04 hergeben, stürzt sich die Fangemeinde nun auf jene Hirngespinste mit denen irgendwelche Schreiber völlig an den Fakten vorbei ihre Blätter füllen. Dass andererseits auch viel Wahres in den Veröffentlichungen der Medien, speziell über die Schalker Finanzkrise, zu lesen ist, wird von den Unterzeichnern des offenen Briefes geflissentlich übersehen.

Wenn es den Fangruppierungen um ihren Verein Schalke 04 geht - und davon ist an dieser Stelle selbstverständlich auszugehen - dann hätte man gut daran getan sich mit den wahren Fakten aus den vielen Veröffentlichungen zu befassen. Dieses bleibt aus, weil man auf Schalke die Reihen ganz dicht schließen möchte. Es geht nicht darum etwas besser für den S04 zu machen, sondern ausschließlich darum von anderen Entwicklungen in Gelsenkirchen abzulenken und eventuelle Diskussionen darüber im Keim zu ersticken. Damit haben die Verantwortlichen des S04 im Zuge des aktuellen sportlichen Höhenfluges unter Trainer Felix Magath ihr Ziel bis auf Weiteres erreicht. Die Schalker Fanszene steht geeint hinter dem eigenen Verein und leistet damit in letzter Konsquenz dem eigenen Club einen Bärendienst.

Im Übrigen bleibt die Selbstkritik der Schalker Fans dabei auch gänzlich auf der Strecke. Doch wer hat eigentlich im Anschluss an die Rafinha-Ente gepfiffen was die Kehle hergibt, nur weil diese Falschmeldung während der ersten Halbzeit eines Bundesligaspiels über die Ticker gegangen ist? Ginge es den Schalker Anhängern wirklich um Offenheit und Ehrlichkeit, dann wäre auch mal das Fehlverhalten der Fans thematisiert worden. Darum geht aber nicht. Es geht ausschließlich darum die eigenen Reihen dicht zu halten.


Dieses alles könnte dem BVB, seinen Verantwortlichen und Fans weitgehend egal sein, wenn nicht das Geschehen vor, während und nach dem letzten Revierderby noch immer seine Nachwirkungen zeigen würde. Wenn Götz Vollmann im Interview ausdrücklich betont, dass er sich wünscht, dass ?sich die Geschäftsführungen von Schalke und Borussia abseits der Öffentlichkeit an einen Tisch setzen und zu einem neuen Umgang miteinander finden?, dann spricht daraus auch eine Menge Frust darüber, dass sich beim BVB jenseits der Fanbetreuung und der Fanabteilung kaum jemand für die Geschehnisse rund um das Derby zu interessieren scheint.

Kommentar zum Interview von Götz Vollmann mit dem Reviersport

Götz Vollmann ruft nun also die Geschäftsführungen der beiden Erzrivalen auf sich an einen Tisch zu setzen. Dieses tut er garantiert nicht aus Langeweile oder deswegen, weil er mal wieder in einer Zeitung stehen möchte. Die Entwicklungen rund um die letzten Revierderbys zwischen S04 und BVB haben eine Tendenz angenommen, die kein begeisterter interessierter Fan mehr gutheißen kann. Nötigungen zur Herausgabe von Fanartikeln, gegenseitige ?Hausbesuche? mit Drohungen oder tatsächlicher Anwendung von Gewalt, unerlaubtes Eindringen in Räumlichkeiten des Gegners, Diebstahl von Fandevotionalien, Telefonterror und telefonische Drohungen bis hin zur Androhung von Mord....das alles kann keinen vernünfigen Menschen mehr kalt lassen.

Indes macht es den Eindruck, dass ausgerechnet in der BVB-Führungsebene all diese Vorkommnisse kaum zur Kenntnis genommen werden. Man schweigt und verlässt sich darauf, dass Fanabteilung und Fanbetreuung die Dinge schon regeln werden. Leider sind die Dinge derweil so weit eskaliert, dass drei hauptamtliche Fanbetreuer beim BVB und ein paar ehrenamtliche Verantwortliche der Fanabteilung mit der Situation überfordert sind.

Als interessierter und teilweise beteiligter Fan kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man in der Dortmunder Führungsetage die Dinge aussitzen will ohne sich selbst die Finger in irgendgearteter Weise schmutzig zu machen oder gar öffentlich Stellung zu beziehen. Doch inzwischen fühlen sich nicht nur die Offiziellen der Fangremien beim BVB im Stich gelassen, sondern zunehmend viele Fans und Freunde der Schwarzgelben.

Dabei geht es nicht nur darum, dass gemeinsam mit den Verantwortlichen des S04 nun endlich ein tragbares Konzept für friedlichere Derbys und einen anständigeren Umgang der Fans miteinander herausgearbeitet werden muss. Speziell auch für die BVB-Verantwortlichen muss es auch darum gehen, in den eigenen Reihen reinen Tisch zu machen. Es reicht nicht aus die Plakatierung mit Aufrufen zur Gewalt vor dem Derby zur Anzeige zu bringen. Es muss von Seiten des Vereins endlich klar Stellung dazu bezogen werden, wie man künftig mit schwarzen Schafen innerhalb der Fanszene umzugehen gedenkt.

Darüberhinaus glaubt doch inzwischen kaum ein Fan mehr, dass die Gewalttäter und Rädelsführer in der BVB-Fanszene nicht ausfindig gemacht werden können. Wenn sie nicht schon bekannt sind, dann müsste es bei der relativ engen Vernetzung der Dortmunder Fanszene auch möglich sein die entsprechenden Personen ausfindig zu machen um dann ein weiteres Vorgehen von Seiten des BVB festzulegen. Leider entsteht für alle Borussen-Anhänger vermehrt der Eindruck, dass dieses nicht wirklich vom Verein gewollt und das Vorgehen in dieser Richtung nur halbherzig ist.

Dem Vernehmen nach soll sich Hans-Joachim Watzke in Fanfragen ja von einem ehemaligen Verantwortlichen der BVB-Fanabteilung beraten lassen. Davon abgesehen, dass dieser vom wirklichen Geschehen innerhalb der Fanszene unterdessen meilenweit entfernt zu sein scheint, sollte bei derartig fundierter Beratung dann auch hin und wieder etwas Produktives herauskommen. So wünscht man sich als Fan, dass sowohl der Geschäftsführer der KgaA, als auch der Präsident des e.V. nun endlich aktiv werden und sich öffentlich positionieren. Aber möglicherweise ist man auch allzu sehr damit beschäftigt sich um die Jubiläumsfeier des BVB am 19.Dezember zu kümmern, die zum Flop zu werden droht, wenn man den zähen Kartenvorverkauf zugrunde legt...

 , 08.10.2009

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