Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

Wir über uns

 | 

Impressum
Home
Gelbfieber
Konferenz
Smalltalk
Abgegrätscht
Freier Raum
Kirsche-Shop
< September 2010 >
Mo Di Mi Do Fr Sa So
  1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 11 12
13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26
27 28 29 30  

Nationalelf:

REVIER-Kolumne:

Redaktionssitz:

 <<< zurück

Saisonfazit: Marcel Schmelzer

Die Kirsche stopft das Sommerloch und zieht neben Kommentaren und Reportagen rund um Bundesliga und Borussia nach einer aus Dortmunder Sicht tollen Spielzeit ausführlich Bilanz. Heute steht ein Mann im Fokus, der sich in seiner zweiten Saison als Profi durchgesetzt hat...

Marcel Schmelzer hat eine rasante Entwicklung hinter sich. In seinem zweiten Profijahr schaffte er den Durchbruch bei der Borussia, entwickelte sich vom vielbeachteten und hochgeschätzten Reservisten zu einem der besten Linksverteidiger der Liga. Nicht nur das - ganz nebenbei verdrängte er BVB-Urgestein und Fanliebling Dede auf die harte Reservebank.

Was für einen Sieben-Meilen-Stiefel-Schritt dieser Bursche hingelegt hat, verdeutlicht eine Episode aus dem Jahr 2008. Im Oktober nach der Amtsübernahme des neuen Trainerteams verriet BVB-Co-Trainer Peter Krawietz im Kirsche-Interview, dass dieses Juwel im eigenen Verein fast übersehen worden wäre: ?Als wir über den Kader sprachen und über einen Linksverteidiger nachgedacht wurde, war mein Einwand: ?Moment - ihr habt einen: Marcel Schmelzer?. Ab diesem Moment war er Mitglied der Profiabteilung, ich glaube sogar zu seiner eigenen Überraschung.? 12 Spiele machte Schmelzer in seinem ersten Profijahr.



Im zweiten spielt er sich fest in der ersten Elf, drängt den häufiger verletzten Dede aus dem Team und wird unangefochtener Stammspieler. Erarbeitet sich einen Bonus beim Trainer, der ihm auch weniger gute Leistungen nachsieht und weiter das Vertrauen schenkt, auch wenn der Platzhirsch auf der Linksverteidigerposition noch so sehr mit den Hufen scharrt.

Schmelzer ist kein spektakulärer Vertreter seines Fachs, er überzeugt durch eine ruhige, sachliche Spielweise. Diszipliniert beackert er seine Gegner, lässt auf der linken Seite wenig anbrennen. Defensiv eine Bank. Offensiv hingegen darf man ihm sicher noch gehörig ?Luft nach oben? attestieren. Zwar schaltet er sich häufig ins Spiel nach vorn ein, allerdings zumeist ohne zählbaren Erfolg. Eine einzige Torvorbereitung steht für ihn in der abgelaufenen Saison zu Buche, er legte den Grundstein für den 1:0-Siegtreffer von Lucas Barrios im Jubiläumsspiel am 100. Vereinsgeburtstag gegen den SC Freiburg. Das ist mager im Vergleich zu den acht Treffern, die Patrick Owomoyela, sein Kompagnon auf der rechten Seite, auflegte.

Da er jedoch seinen Verteidigerpflichten in der Regel ohne Beanstandung nachkommt, durfte ?Schmelle? in der hinter uns liegenden Saison 28 Mal ran, meistens von Beginn an. Vier Mal wurde er eingewechselt, die restlichen Spiele stand er in der Startformation. Nur einmal musste er vorzeitig runter - gegen Frankfurt, zwei Minuten vor Ende des grausamen 2:3 vor heimischen Publikum, als er wie das Gros der Mannschaft auf Deutsch gesagt ?Scheiße am Fuß? hatte.

Solche Grottenspiele sind selten bei Marcel Schmelzer, neben dem gegen Frankfurt erwischte er noch gegen Hertha beim furchterregenden Torlos-Remis in Berlin einen solchen. Auch hier gemeinsam mit dem Großteil seiner Kollegen. Leistungsschwankungen müssen jedem Spieler zugestanden werden, den jungen besonders. Und das berücksichtigen Trainer Jürgen Klopp und seine Kollegen bei einem, der gerade mal 40 Bundesligapartien auf dem Buckel hat. Darunter so herausragende wie jenes gegen Werder Bremen am 29. Spieltag, als er neben Nuri Sahin bester Borusse war.

Seine durchweg soliden Leistungen spiegeln sich auch im Vergleich mit der Verteidigerkonkurrenz aus anderen Vereinen wider. In der Kategorie Abwehrspieler beim Fachmagazin ?Kicker? findet sich der Name Marcel Schmelzer auf der vorzüglichen Position 21, lediglich ein Dortmunder (Mats Hummels) wird besser eingestuft. Mit seinem Notendurchschnitt von 3,40 befindet sich Borussias Linksverteidiger auf Augenhöhe mit WM-Teilnehmer Holger Badstuber von den Bayern.

Wie gut er im Vergleich zur Konkurrenz dasteht, zeigen prominente Namen, die in dieser Rangliste hinter Schmelzer aufgeführt werden. Zum Beispiel Jerome Boateng, ebenfalls WM-Teilnehmer. Ein Mann, für den die Scheichs von Machester City dem HSV 12,5 Millionen Euro auf den Tisch blättern, damit er auf die Insel wechselt. Schmelzers Schnitt ist auch besser als der des Hoffenheimers Andreas Beck, immerhin Fast-WM-Teilnehmer. Auch Spieler wie Manuel Friedrich von Bayer Leverkusen, Bremens Clemens Fritz oder Schalkes Tunichtgut Rafinha haben einen schlechteren Wert als der in Magdeburg geborene Dortmunder.

Notenschnitt von Marcel Schmelzer in der Saison 2009 / 2010



Schmelzers erfreuliche Entwicklung wird auch durch die Noten der von uns regelmäßig verglichenen Medien gestützt, mit kleinen Abweichungen. So sieht ihn beispielsweise das Online-Portal ?sportal.de? eher kritisch und vergibt ihm Saisondurchschnitt eine 3,7. Besonders gut kommt er bei den Kollegen von der ?Westfälischen Rundschau? weg, dort steht unterm Strich eine 3,2. Summa summarum, im Vergleich aller zu Rate gezogenen Quellen, steht exakt das, was das Fachmagazin ?Kicker? für den Schwarz-Gelben ausweist: 3,4.

Diese gute Saison zu bestätigen und seinen Stammplatz zu verteidigen, wird sicher nicht ganz einfach für Schmelzer. Dede wird seine Ansprüche geltend machen und seinen Posten zurückerobern wollen. Marcel Schmelzer indes ist es zuzutrauen, dass er diesen Angriff abwehrt. Ganz solide, unspektakulär und ohne großes Getöse. Der Zweikampf um die Position des Linksverteidigers dürfte eines der reizvollsten mannschaftsinternen Duelle der kommenden Saison werden. Ausgang ungewiss.

24. Juni 2010 - der  Tag, an dem die WM von Italien befreit wurde

 <<< zurück

Kirsche-Forum
BVB-Forum

Aktuelle Infos:

Medienkolumne:

Fan-Kolumne:

Fotos: