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Saisonfazit: Kevin Großkreutz

Die Kirsche stopft das Sommerloch und zieht neben Kommentaren und Reportagen rund um Bundesliga und Borussia nach einer aus Dortmunder Sicht tollen Spielzeit ausführlich Bilanz. Heute steht ein Bundesliga-Debütant im Fokus, der eine erstaunliche Duftmarke gesetzt hat.

Hätte vorher einer gesagt, dass unterm Strich von Kevin Großkreutz? erster Saison bei Borussia Dortmund 32 Spiele, 5 Tore und 3 Vorbereitungen stehen würde, hätte man vermutlich milde gelächelt und geantwortet: ?Vielleicht bei den Amas?? Oder man hätte dem Orakel den Genuss bewusstseinserweiternder Rauschmittel vorgehalten. Nein, abzusehen war es nicht, dass dieser Dortmunder Junge solch ein Bundesliga-Debüt auf den Rasen legt, zu den Shooting-Stars der Saison avanciert und am Ende derselben sogar noch ein A-Länderspiel bestreiten wird. Hammer!

Großkreutz kehrt von Rot-Weiß Ahlen in seine Heimatstadt zurück. Dort hatte er großen Anteil am Aufstieg (12 Tore in der Regionalliga), in der zweiten Liga machte er 33 von 34 Spielen mit 6 Toren und der gleichen Anzahl Vorbereitungen. Bereits in der Winterpause stand sein Wechsel zum BVB fest, klare Perspektive ?Ergänzungsspieler?.

Von vornherein bekommt er seine Einsatzzeiten, vom Trainerteam wohldosiert, aber zunehmend mehr. In der ersten 13 Spielen wechselt Klopp seinen Nachwuchsmann 11 Mal ein, in Leverkusen lässt er ihn sogar die komplette zweite Halbzeit ran. Großkreutz fällt direkt auf. Zum einen natürlich durch den sensationellen Beliebtheitsgrad bei den eigenen Fans. Endlich wieder einer in Schwarz-Gelb, der in der Stadt geboren ist! Schon in der Jugend für den BVB gekickt hatte (als er nach Ahlen ging, war er 14). ?Dortmunder Jungs, Dortmunder Jungs, wir sind alle Dortmunder Jungs? - diesen Gesang kennen sie jetzt in ganz Deutschland.

Natürlich fällt auch auf, dass er die Rivalität zu den Blauen nicht nur im Blut hat, sondern auch kein Hehl draus macht. Schlagzeilenträchtig hält ihm die Boulevardpresse vor, dass er in einem Fragebogen bei ?Wenn mein Sohn Schalke-Fan wird, dann?? die vorgegebene Antwortmöglichkeit ?kommt er ins Heim? ankreuzt. Ziemlich abwegig, ihm daraus einen Strick zu drehen.

Etwas anders verhält es sich im Falle Manuel Neuer, mit dem er sich ein Scharmützel liefert, nach dem von einem Ellenbogencheck des Torwarts zu hören ist. Etwas, dass keine Kameraaufnahme stützte, obwohl einige auf die Kontrahenten gerichtet waren. Doch sollte einem jungen Mann in der Hitze des Derbygefechts zugestanden werden, sich nicht formvollendet wie auf dem diplomatischen Parkett zu verhalten. Und auch mal einen Fehler zu machen und daraus seine Rückschlüsse zu ziehen.

Auf dem Platz fällt er nahezu durchgehend angenehm auf. Fleißig, laufstark, nie aufgebend. Spielerische Defizite durch Willen und Einsatzfreude kompensierend. Das muss man mögen, wir Borussen tun das ohnehin seit jeher. Mit diesen Tugenden erobert Kevin Großkreutz die Sympathien der Fangemeinde im Sturm, kleinere Fehler verzeiht man so einem gern. Nebenbei erwirbt er sich so den Respekt seiner Kollegen und die Wertschätzung des Trainerstabes, der sich nur beglückwünschen kann zu dieser Null-Risiko-Verpflichtung. Von der kein Außenstehender soviel erwartet hatte und die auf Anhieb soviel sportliche Rendite wirft.

Großkreutz zeigt sich zumeist als belebendes Element, immer für eine überraschende Aktion gut, manchmal auch nur für einen übermotivierten Schussversuch, aber sei?s drum. Beim Auswärtsspiel in Hoffenheim (14. Spieltag) darf er erstmals von Beginn an ran und packt die Gelegenheit beherzt beim Schopf: Kevin Großkreutz zählt fortan zur Startelf des BVB.

Gleich beim zweiten Einsatz als Stammspieler gegen Nürnberg macht er sein erstes Bundesligator für die Borussia, dramaturgisch perfekt in einem Heimspiel und wird von der gesamten Südtribüne und großen Teilen des restlichen Westfalenstadions mit besagtem ?Dortmunder Jungs?? frenetisch und gebührend gefeiert.

21 Spiele, den kompletten Rest der Spielzeit, steht er von Beginn an auf dem Platz. Sein vielleicht bestes Saisonspiel macht er beim 2:1 gegen Bremen, in dem er das wichtige Führungstor köpft. Fünf Tore stehen nach der Saison für Großkreutz zu Buche, dazu kommen drei Vorbereitungen. Das ist mehr als ordentlich für einen, der zuvor grade mal eine Zweitligasaison auf dem Buckel hatte. Der ?Kicker? führt ihn in seiner Stürmerliste als zweitbesten Borussen hinter Lucas Barrios, seine Noten sind besser als die von Millionen-Angreifern wie Pogrebnyak, Almeida, Obasi oder eines gewissen Mladen Petric.

Notenschnitt von Kevin Großkreutz in der Saison 2009 / 2010

Die Fachleute bewerten ihn gleichermaßen positiv. Mit erstaunlich wenig Abweichungen. Den besten Durchschnitt erreicht er bei den Ruhrnachrichten und schwatz-gelb.de (wo er als Kolumnist tätig ist), deutlichere Abstriche macht sportal.de mit 3,7, unterm Strich summiert sich das zu einem soliden Schnitt von 3,4.

Zum krönenden Abschluss der Saison wird er dann sogar noch Nationalspieler. Zwar nur in einem sportlich unbedeutenden Benefizkick gegen Malta, aber immerhin. Und auch hier setzt er sofort ein deutliches Ausrufezeichen. Kaum eingewechselt, serviert er mit seiner ersten Ballberührung Cacau ein Törchen, Großkreutz macht auch im Nationaldress eine gute Figur.

Die neue Saison wird sicher schwerer für den Überflieger des Jahres 2010. Man kennt ihn inzwischen in der Liga, er ?ist jetzt wer?. Er wird beim BVB mehr Konkurrenz vorfinden, er muss sich jetzt auch international in der Euroleague beweisen. Aber nach seiner starken Einstandssaison hat er auch einen Bonus. Und Kevin Großkreutz ist einer, der sicher die Ärmel hochkrempelt, wenn die unvermeidlichen Rückschläge kommen. Und sie dann wegsteckt. Ein Dortmunder Junge eben!

, 14. Juni 2010

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