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Saisonfazit: Nuri Sahin

Die Kirsche stopft das Sommerloch und zieht neben Kommentaren und Reportagen rund um Bundesliga und Borussia nach einer aus Dortmunder Sicht tollen Spielzeit ausführlich Bilanz. Heute steht einer im Fokus, der ebenfalls viele Löcher stopft...

Foto: Guido Kirchner

Foto: Guido Kirchner

Dass die Borussia auf eine derart positive Spielzeit zurückblicken kann und es dabei verschmerzen konnte, fast durchgängig auf Mannschaftskapitän Sebastian Kehl zu verzichten, ist zu einem gehörigen Teil einem seiner ?Dortmunder Jungs? zu verdanken: Nuri Sahin hat eine ganz starke Saison gespielt. Fast alle Partien hat er mitgemacht, lediglich zweimal wechselte Jürgen Klopp ihn aus. Hätte nicht Wolfgang Stark beim 4:1-Sieg in Bochum eine (harte, aber vertretbare) Gelbe Karte gezückt, wäre Nuri Sahin wie Neven Subotic auf die vollen 34 Spiele gekommen.

In seiner vierten Profi-Saison ist Sahin endgültig angekommen bei seinem BVB, für den der gebürtige Lüdenscheider seit 2001 (er kam vom RSV Meinerzhagen) die Jugendmannschaften durchlief und den Sprung in die Bundesliga schaffte. Unterbrochen von einem einjährigen Intermezzo bei Feyenoord Rotterdam, wohin ihn sein Förderer Bert van Marwijk mitgenommen hatte. Gewinnbringend: Sahin setzte sich auf Anhieb bei den Rotterdamern durch und kehrte gestärkt aus Holland zurück. In Dortmund wehte ein neuer Wind, ein neuer Trainer mit einem neuen Konzept schenkte Sahin jenes Vertrauen, dass man dem Propheten zuvor im eigenen Land nicht hatte geben wollen. 25 Mal durfte er in seiner ersten Spielzeit unter Klopp ran, häufig kam er allerdings von der Bank oder wurde ausgewechselt.

Das ist Schnee von gestern, inzwischen ist Nuri Sahin nicht nur unumstrittener Stammspieler, sondern darf sich mit seinen 21 Lenzen schon zum erlauchten Kreis der Führungskräfte zählen. Mit 105 Bundesligaspielen schon ein ?alter Hase?, Prädikat unverzichtbar. Sahin geht voran, auf dem Platz gibt er die Richtung vor. Und er harmoniert prächtig mit Sven Bender, der ebenfalls zu den großen Gewinnern dieser Saison zählt.

Sahin besticht durch seine Spielintelligenz, einen Riecher für die Löcher, die der Gegner beim BVB erkannt zu haben meint. Dazu hat der Junge ein tolles Auge für seine Mitspieler, acht direkte Torvorlagen zeigen dies. Einen besseren Passgeber als Sahin in Nürnberg kann es kaum geben, dreimal fanden seine Bälle den bei diesem Spiel gleichsam überragenden Lucas Barrios, der sie scheinbar nach Belieben versenkte.

Als Elfmeterschütze übernimmt er ein gutes Maß Verantwortung, dreimal traf er in der vergangenen Saison vom Punkt. Das trug in Hoffenheim und gegen Hertha maßgeblich zu zwei ?Dreiern? bei, bescherte den Fans Seelen-Balsam bei der temporären Führung in Gelsenkirchen. Einmal ging es schief, hernach war zu lesen, der Fehlschuss gegen Wolfsburg habe Borussia Dortmund die Champions League-Teilnahme gekostet. Das allerdings waren Aufsätze der Güte ?Thema verfehlt?, denn die Bremer hatten die bessere Ausgangsposition und waren am Ende der Saison eine Klasse für sich - auch ein Sieg über den entthronten Meister hätte am fünften Platz nach 34 Spieltagen nichts geändert. Und an Diego Benaglio im Wolfsburger Tor sind schon andere Elfmeterschützen gescheitert, beispielsweise dessen Landsmann Alex Frei.

Notenschnitt von Nuri Sahin in der Saison 2009 / 2010:

 

Bei der Bewertung der Saisonleistung des Nuri Sahin sollte man sich andere Zahlen vergegenwärtigen. Ein Blick in die Datenbank des Sportmagazins ?Kicker? ist da recht aufschlussreich. Dort stellt man fest, dass lediglich drei Borussen nach Noten besser abschnitten als Sahin. Fokussiert man den Blick auf die Mittelfeldspieler, ist nur noch einer vor ihm (Sven Bender), der allerdings nicht 33 Mal auf dem Feld stand, sondern ?nur? 19 Spiele machte. In dieser Rangliste ist Dortmunds Nummer 8 der Neuntbeste, hinter Leuten wie Robben, Van Bommel, Schweinsteiger, Ribery oder Kroos. Vor Spielern wie Misimovic, wie Mesut Özil, wie Ze Roberto. Bei der offiziellen Liga-Website ?bundesliga.de? ist Sahin einer von drei Dortmundern in der ?Elf der Saison? und in bester Gesellschaft von Lahm oder Dzeko.

Besonders beeindruckend ist die Konstanz seiner Leistungen, das belegt auch ein Blick auf den Kirsche-Notenvergleich der gesamten Saison - abgesehen vom ?Kicker? und den ?Ruhrnachrichten? steht bei allen ein Schnitt von 3,0 nach 33 Spieltagen. Dieses gleichmäßig hohe Niveau ist für einen Spieler in Sahins Alter schlicht und einfach sensationell.

Neben seinen spielerischen Qualitäten hat Sahin auch ein großes Kämpferherz, kann die Zähne zusammenbeißen. Und läuft notfalls nur eine Woche nach der schmerzhaften Verletzung mit gebrochener Nase und Schutzmaske auf. So Typen muss man mögen, wir Dortmunder tun das allemal. Auch neben dem Platz als Mitglied des Mannschaftsrates und Interims-Kapitän stellt er seinen hohen Stellenwert unter Beweis. Nuri Sahin, so scheint es, hat das Zeug dazu, dass wieder ein ?Dortmund Junge? das Trikot mit der Nummer 8 zu einem ganz besonderen macht. Der letzte, dem dies gelang, ist heute Sportdirektor des Vereins. Es wäre Nuri Sahin zu gönnen, eines Tages auf eine Spielerkarriere wie die von Michael Zorc zurückblicken zu können. Da diese keinen Vereinswechsel verzeichnet, würde das wohl die ganze große BVB-Familie freuen.

, 25. Mai 2010

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