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Kehl oder Fehl?

Viele Wege führten in der letzten Woche nach Sevilla. Es war schon höchst interessant, über welch unterschiedliche Routen die schwarzgelbe Fanschar die knapp 2.000 km Luftlinie zurücklegte. Unsere kleine Reisegruppe entschied sich dabei für die Alternative ?A?. ?A? wie außergewöhnlich, abenteuerlich, andersartig oder eben Alicante!

Um halb zwei am Mittwochmorgen fiel der Startschuss im winterlichen Ostwestfalen. Nach Zwischenstopps in Kamen und Lütgendortmund setzten wir unsere Fahrt (auf gut befahrbaren Straßen) Richtung Flughafen Weeze fort. Diesen erreichten wir dann auch ohne weitere Zwischenfälle pünktlich gegen 4:30 Uhr.

Die erste große Hürde war somit genommen und der Albtraum ?Flug verpassen? ad acta gelegt. Der Check-In bei Ryan Air verlief schnell und reibungslos nur Ralles Flasche ?Hohes C? und Holgers halbvolle Großpackung Haargel durften die Reise nach Alicante nicht mit antreten.

Der Abflug sollte um 6:30 Uhr erfolgen, das Boarding geschah auch durchaus noch im vorgegebenen Zeitplan, doch eine vereiste und somit gesperrte Landebahn bescherte uns eine über 60-minütige Zwangspause bevor der Take-Off erfolgen konnte. Durch 90km starken Rückenwind bei guten Flugverhältnissen konnten wir unsere Verspätung bis zur Landung in Alicante allerdings bis auf 30 Minuten reduzieren, sodass wir gegen 9:45 Uhr wieder festen Boden unter den Füßen hatten und erste Sonnenstrahlen genossen.

Das letzte Abenteuer in andalusischer Sonne beginnt?

1. Zwischenstopp in Murcia

1. Zwischenstopp in Murcia


2. Stopp in Granada

2. Stopp in Granada


Zügig ging es dann zur ?schwarzgelben? Autovermietung, wo wir unsere beiden reservierten Boliden abholten, um uns dann auf die knapp 600 km Rallye in Richtung Sevilla zu machen. Über Murcia ging es auf der A7 bis Puerto Lumbreras, um dort auf der A91/92 Kurs Richtung Granada. Auf einer Höhe bis zu 1.400 Meter führte unser Weg durch die Ausläufer der Sierra Nevada mit einem beeindruckenden Panorama. In dieser Höhe - bei 3 Grad Celsius - machten wir dann auch unsere Mittagspause. Mit Tortillas, Escalope und Patatas Fritas stärkten wir uns für den zweiten Teil der Reise und das bevorstehende Abendprogramm.



Gegen 17 Uhr erreichten wir Sevilla und die Suche nach unserem Hostal begann, welches äußerst zentral in direkter Nähe zur berühmten und weitsichtbaren Kathedrale lag. Doch wir hatten die Rechnung ohne die engen Altstadt-Gassen, die größtenteils Einbahnstraßen waren, gemacht.

Das Navi war dann irgendwann auch keine große Hilfe mehr, sodass wir uns kurzerhand entschlossen, einen der rar gesäten Parkplätze zu nutzen und uns ?per Pedes? auf die weitere Suche zu begeben. Nach einigen Rückfragen bei der einheimischen Bevölkerung, die uns auf sehr nette und hilfsbereite Weise unserem Ziele näher brachten, war es dann vollbracht. Wir hatten unser Nachtdomizil, das Hostal ?Leonardo da Vince? direkt am Fuße der Kathedrale, erreicht.



Kurz frisch gemacht, beim Bäcker nebenan mit ein paar kühlen Dosen ?Heineken? eingedeckt, ging es zunächst mit der Straßenbahn und anschließend zu Fuß zum schwarzgelben Sammelpunkt am ?Viapol Center?, das sich überraschender Weise nicht wirklich dafür eignete.

Doch hier traf man auf unzählige bekannte Gesichter, denen man im Laufe der Jahre bzw. Jahrzehnte immer mal wieder irgendwo in Europa begegnet war. Wir entschieden uns nicht mit dem allgemeinen Mob Richtung Stadion zu marschieren, sondern uns zunächst mal zu stärken und das ein oder andere ?Estrella? in den Kneipen & Cafes Richtung Stadion zu uns zu nehmen. Natürlich ? wie sollte es anders sein ? trafen wir dabei in einer Burgerschmiede wie eigentlich schon gewohnt, Frank Meyer.

Am ?Novotel? in direkter Nähe des Stadions ?Ramón Sánchez Pizjuán? trennte sich dann der redaktionell arbeitende Teil der Truppe vom ausschließlich support-orientierten Teil. Und wenig später durften wir dann schon mit der ungeschmeidigen Art der spanischen Ordnungshüter Bekanntschaft machen, als wir uns Richtung Einlasstor bewegten, aber nicht sofort erkannten, dass hier bereits eine strategisch hochentwickeltes Absperrungssystem mit Pferden, Mannschaftstransportern, Absperrungsgittern und Göttern in Uniform installiert worden war.



Dementsprechend harsch und unzweifelhaft wurden wir hinter die uns zugeteilte Absperrung zurückgeschickt. Von dort gab es aber auch kein zurück mehr, da man sich weder vor-, seit- oder rückwärts bewegen durfte, ohne nicht gleich einen Disput mit der Staatsmacht zu beginnen. Dieses resolute und völlig überzogene Auftreten setzte sich ? wie inzwischen ausreichend bekannt sein dürfte ? in aller Härte den kompletten Abend fort. Der Schlagstock war immer griffbereit und die Problemlösungsvariante Nummer eins.

Und das man nach dem Spiel, als auf seine Bekannten wartender Fan, vom Stadioneingang über den Stadionvorplatz mit Einsatz von berittener Polizei bis auf eins vielbefahrene Straße getrieben wurden, setzte dem menschenunwürdigen Auftreten der spanischen Sicherheitskräfte die Krone auf. Verletzungen haben wir zum Glück nicht davon getragen, aber all denen, die nicht so glimpflich davon gekommen sind wie wir, gelten unsere besten Genesungswünsche!



Wenn man bedenkt, was in Deutschland für ein Aufwand betrieben wird, um es den ausländischen Fußball-Gästen möglichst gut gehen zu lassen, kommt man sich als deutscher Fußballfan gerade im südeuropäischen Ausland immer wieder als Schwerverbrecher vor. Selbst unsere schreibenden Kollegen wurden sofort bei Betreten der Pressetribüne auf die Polizeiwillkür angesprochen. Hansi Küpper, wie immer einer der besser informierten, konnte es kaum fassen, was da geschah.

Aber denken wir zurück an das Heimspiel gegen PSG, als tausende Dortmunder Fans 20 Minuten vor dem Eingangstor Süd warten mussten, damit eine kleine Gruppierung französischer ?Fans? sicher ins Stadion geleitet werden konnte oder die Gastfreundschaft - auch der Polizei - während der WM 2006. Eingedenk dieser Erinnerungen kann man wirklich nur sagen: gut, dass die WM 2018 nicht nach Spanien und die EM 2012 nicht nach Italien vergeben wurde.

Nachdem wir uns wieder mit unserem redaktionellen Team vereint hatten, steuerten wir zunächst vollkommen durchgefroren die nächste Bar an, um einen heiße Tasse ?Café con Lecce? zu uns zu nehmen. Per Taxi ging es dann für schlappe 6 Euro quer durch die Stadt zur ?Bar von Ingrid?.



Hier hatten sich schon vor dem Spiel unzählige Borussinnen und Borussen versammelt und dementsprechend war es auch zu später Abendstunde der erste Anlaufpunkt um seinen Frust herunterzuspülen und das Geschehen rund um das Spiel mit Gleichgesinnten zu diskutieren. Nachdem Berty Rüther dem Gesamtpensum Tribut zollen musste und sanft eingeschlafen war, widmeten wir uns ausgiebig dem frisch gezapften Pilsner. Hier noch ein besonderes ?Dankeschön? an den einzigen spanischen Gast, der sich immer wieder versuchte, mit Bier in die Diskussionsrunden der Borussen ?einzukaufen?. Wir haben Dich zwar nicht verstanden, aber das Bitburger hat geschmeckt!

?See-Sighting? [TM] kommt groß in Mode

Tag 2 unseres Sevilla-Aufenthaltes: Während der Fanflieger bereits wieder auf dem Weg Richtung Deutschland war, hieß unsere erste Entscheidung des Tages: Wo wird gefrühstückt? Diese war schnell beantwortet, da sich zwei Häuser neben unserem Hostal eine vorzügliche Konditorei mit Café befand.

Frisch gestärkt ging es dann nahtlos über zum von Ralle geprägten ?See-Sighting? in Sevilla. Die sehr beeindruckende Kathedrale lag ja bereits direkt vor uns, sodass hier der Ausgangspunkt unseres Stadtrundganges schnell fest stand. Zunächst zu Fuß schlenderten wir durch die Gassen Sevillas um immer wieder neue architektonische Meisterleistungen bewundern zu dürfen.

Schnell wurde klar, dass wir längst nicht die letzten verbliebenen Schwarzgelben waren, denn immer wieder traf man bekannte und unbekannte Gesichter in den schönsten Farben der Welt. Unser Weg führte uns vorbei an Universität, Plaza de España bis wir schließlich wieder am Treffpunkt des Vorabends, dem ?Viapol Center? angekommen waren. Hier liefen noch die Aufräumarbeiten der Dortmunder Invasion und wir gingen noch mal Richtung Stadion und anliegendem Einkaufscenter, um die weihnachtliche Shopping-Gelüste des Ein oder Anderen zu befriedigen.

Unterwegs trafen wir Fanbetreuer Jens Volke, der uns von den unglaublichen Vorkommnissen und Zuständen beim Zusammenspiel von spanischer Exekutive und Judikative berichtete. Er hatte seinen Aufenthalt auf unbestimmte Zeit verlängert, weil 15 Anhänger unserer Borussia ? mehr oder weniger ? ohne nennenswerte Anklagen in Gewahrsam genommen wurden. Ein bedrückender und haltloser Zustand. Gottlob erfuhren wir nur wenige Stunden später von der Freilassung aller Inhaftierten.



Den Rückweg Richtung Altstadt, wo noch immer unsere Autos standen, traten wir wieder mit dem günstigsten Verkehrsmittel Sevillas an: dem Taxi. Nach kurzer äußerlicher Betrachtung der Stierkampfarena, machten wir es uns am Ufer des Guadalquivir gemütlich. Einem auf dem Wasser treibenden Café, welches schon von anderen Gleichgesinnten entdeckt wurde, konnten wir ebenfalls nicht widerstehen. So wurden bei mehreren Gläsern ?Clara? Geschichten aus der schwarzgelben Reise-Vergangenheit zum Besten gegeben.

Mottogeber unserer Tour: Ralf Jenau (hier vor der Arena am Stierkämpferdenkmal)

Mottogeber unserer Tour: Ralf Jenau (hier vor der Arena am Stierkämpferdenkmal)

Langsam, bei einsetzender Dämmerung, machten wir uns auf den Weg zu unseren Autos. Schließlich hatten wir noch 600 km Autobahn, zurück nach Alicante, vor uns. Nach letzter Stärkung beim ?goldenen Bogen? am Stadtrand von Sevilla ging es, Schneetief ?Petra? bereits in aller Munde, auf die nächtliche Rückfahrt quer durch Südspaniens Sierra Nevada.

Der für 9:40 Uhr avisierte Rückflug von Alicante nach Weeze am Freitagmorgen startete ? für uns alle überraschend ? absolut planmäßig, sodass wir auf die Minute genau um 12:25 Uhr wieder im Winterwunderland Nordrhein-Westfalen landeten. Der Trip in den gefühlten ?Frühling? war beendet und somit die dritte Tour dieser Europa League- Gruppenphase. Lemberg, Paris und jetzt Sevilla ? es waren auf ihre Art alles besondere Touren mit Höhepunkten und Hindernissen ? aber keine möchte der Schreiber dieser Zeilen missen. Im Sinne unseres Spielberichtes und der sportlichen Zukunft des BVB kann auch hier das Motto nur heißen: Europa, wir kommen wieder, keine Frage!

, 20.12.2010

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