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Kommt die Regionalligareform?

Anordnung, Struktur und Ausgestaltung der Regionalligen mit ihren unzählig dort vertretenen Zweitvertretungen der Proficlubs bereiten Fans und vielen Vereinen weiterhin große Sorgen. Es geht immerhin um die vierthöchste Spielklasse Deutschlands, die zuletzt 2008, also erst vor zwei Jahren umfangreich reformiert wurde.

Doch die sogenannten ?Traditionsvereine? begehren immer mehr auf. Ihre Situation hat sich in den letzten 24 Monaten weiterhin verschlechtert ? bisweilen sogar dramatisch. Bis auf einige Regionalfenster der Dritten Kaum noch Übertragungszeiten im Fernsehen, reduzierte TV- Gelder, sinkende Sponsoreneinnahmen und schwindende Zuschauerzahlen. Der Wunsch nach einer weitreichenden Regionalliga-Reform mit der Zielsetzung, unter Umständen eine eigene Liga für Zweitvertretungen der Erst- und Zweitligaclubs zu gründen, ist unüberhörbar.

Gerade den ?Reserveteams? werden die oftmals leeren Stadien gern zugeschrieben, auch wenn in diesen Mannschaften vielleicht die Stars von morgen kicken. Es ist das wirtschaftlich viel zu große Gefälle zwischen den zumeist klammen Traditionsclubs und den finanziell wenig eingeschränkten Clubs, die mit ihren zweiten Mannschaften die Regionalligen auffüllen. Im Raum steht das Argument der Bundesligavereine, dass aus ihren zweiten Mannschaften die Fußballelite der Nationalmannschaft entsteht. Gerade die WM in Südafrika hat gezeigt, wie vorbildlich das von Matthias Sammer penibel überwachte DFB-Förderkonzept gewirkt hat.

Gewiss, diese Müllers, Marins und Özils spielen in Bundesligavereinen. Doch sie werden jedoch dort nicht automatisch geboren und mit der Flasche in den jeweiligen Jugendleistungszentren der Ligaclubs liebevoll groß gezogen. Nein, sie kommen zum überwiegenden Teil aus den kleinen Vereinen des gesamten Landes und werden ? so denn Talent erkennbar ist ? sofort von den Scouts zumeist für ?n Ei und ?n Appel zu den 54 Vereinen der ersten, zweiten und dritten Liga gelockt, wo diese als Perspektivspieler dann den letzten Schliff bei einer Ausbildung auf höchstem Niveau erhalten.



Als Nutznießer dieser Entwicklung dürfen sich neben den Proficlubs vor allem DFB und DFL bezeichnen, denn das Ansehen des deutschen Fußballes steigt ohne Zweifel durch eine hervorragende Jugendförderung auch im Ausland immens. Doch die Beweggründe, Spitzenspieler aus den eigenen Reihen zu entwickeln, sind weder patriotisch noch altruistisch, sondern knallharten finanzpolitischen Regularien unterworfen. Die Ligaclubs sind längst Wirtschaftsunternehmen, die kalkulieren müssen im knallharten Wettbewerb. Und wenn diese Clubs einem Jugendlichen den letzten Schliff in der Ausbildung unter bestmöglichen Wettbewerbsbedingungen in der 4. und 5. Liga geben und er danach für eine hohe Ablöse den Verein verlassen kann, hat sich das Geschäft schon gelohnt.

Die Sicht der betroffenen Traditionsvereine in den Regionalligen ist jedoch eine gänzlich andere. Die technischen und administrativen Auflagen in der vierten Liga sind inzwischen ähnlich denen der Bundesliga. Auf der einen Seite stehen diese Auflagen, auf der anderen Seite immer weiter reduzierte Fernsehgelder. Inzwischen spielen alleine im Süden neun zweite Mannschaften, das sind sage und schreibe 50 Prozent der gesamten Liga. Im Westen sind es mittlerweile zehn - also sogar mehr als die Hälfte. Zur geringen Attraktivität für Fans und Fernsehen kommt ein dritter, entscheidender Punkt hinzu. Die Wettbewerbsverzerrung!

Bundesliga oder A-Jugend?

Bundesliga oder A-Jugend?

Denn eine Partie gegen eine Reservemannschaft eines Bundesligisten ist analog einer Wundertüte zu betrachten. Wer Pech hat, spielt gegen eine halbe Bundesligamannschaft, aber genauso ist es möglich auf eine verstärkte A-Jugend zu treffen. Die Zweitvertretungen setzen zudem in der Spitze bis zu vierzig Spieler(!) mit unterschiedlichsten Nationalitäten ein. Beides tut dem Wettbewerb nicht gut und führt in der Summe gerade bei den Fans der Traditionsvereinen zu Frustration und Ablehnung dieses unsinnigen Systems.

Hinzu kommt, dass nur für den Meister der Aufstieg nach oben möglich ist. Während in Liga zwei und drei auch Zweitplatzierte aufsteigen und der dritte eine Relegationsmöglichkeit hat, kann bei einem ungünstigen Saisonverlauf in der Regionalliga die Aufstiegsfrage schon zu Beginn der Rückrunde entschieden sein. Das alles führt in der Summe dazu, dass das ?Produkt Regionalliga? für Medien, Sponsoren und Zuschauer gleichermaßen zunehmend unattraktiv wird.

Anfang Juni gründete sich vor diesen Hintergrund nun die ?Interessengemeinschaft Regionalliga?, in der Vertreter der betroffenen Vereine Vorschläge zu einem neuen, finanziell gerechteren Konzept einbringen. Auch die ?Faninitiative Regionalliga-Reform 2012? zielt auf die schnellstmögliche Kehrtwende in den vierten Ligen. ?Nicht umsonst verzichten Jahr für Jahr Scharen von Oberligisten auf ihr Aufstiegsrecht, weiß Alex Lehné, Sprecher der Faninitiative.

?Den vermeintlich guten Fußball dieser Teams (gemeint sind die Zweitvertretungen/die Red.) will jedoch niemand sehen. Die Fans wünschen sich Duelle namhafter, bekannter und in der Region verwurzelter Vereine und nicht den allwöchentlichen Besuch einer Reserve- und Ausbildungsmannschaft, die keine Fans mitbringt und das Stadionerlebnis erheblich schmälert?, heißt es da in der Darmstädter Faninitiative Pro Regionalliga Reform 2012.

Verbands-Präsident Theo Zwanziger betonte zuletzt am Rande des Halbfinales in Südafrika, dass der DFB explizit für den Amateurfußball verantwortlich sei und auch dort Lösungen gefunden werden müssten, um Vereine und Fans zufrieden zu stellen. Es wäre nicht das erste mal, dass diesen Worten allzu wenig Taten folgen.


, 22.07.2010

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