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Dettmar Cramer – ein Dortmunder im „Außendienst“

Der "Professor" wird 85 - wir gratulieren!

Heute, am 4. April 2010 feiert ein erfolgreicher Trainer des deutschen und internationalen Fußballs seinen 85. Geburtstag. Dazu gratulieren wir unserem Jubilar sehr herzlich! Wir gratulieren einem verdienten Trainer in Deutschland, einem Botschafter in Sachen Fußball in fast 90 Ländern der Erde und dem ?Vater des Fußballs? in Japan.

Immer aktiv, vital und von Selbstdisziplin geprägt verlief das Leben des körperlich kleinen, aber ehrgeizigen Urdortmunder. Mit neun Jahren schloss er sich dem ersten Verein ÖSG Viktoria 08 Dortmund an, nachdem es zu Hause im Wohnzimmer nichts mehr gab, was der ballverliebte Junge heil gelassen hätte.

?Der Ball verzaubert alle, alles verzaubert der Ball. Solange ich denken kann, habe ich mit Bällen gespielt. Da ist auch im Wohnzimmer so manches kaputt gegangen,? erzählt der etwas mehr als 160 cm groß gewachsene ?Weltenbummler? heute.



Unser Jubilar wurde weniger als Spieler bekannt, weil er auch schon sehr jung als Trainer bzw. Spielertrainer agierte. Der Dortmunder Traditionsclub TuS Eving-Lindenhorst, aber auch SV Teutonia 08 Lippstadt, der VfL 09 Geseke oder 1. FC Paderborn gehörten zu seinen Stationen. Vielleicht genoss er auch den 2:1-Sieg der Teutonia 1948 gegen Schalke 04 im mit 10.000 Zuschauern überfüllten ?Waldschlösschen?. Doch schon 1949 suchte er neue Herausforderungen und heuerte als Verbandscoach des Westdeutschen Fußballverbandes an, wo er bis 1960 sehr eng mit dem damaligen Nationaltrainer Sepp Herberger zusammen arbeitete.

Bayern-Manager Robert Schwan holte den gebürtigen Dortmunder, der 1974 die Nationalelf der USA betreute, als Nachfolger Udo Lattek's 1975 zum FC Bayern

Bayern-Manager Robert Schwan holte den gebürtigen Dortmunder, der 1974 die Nationalelf der USA betreute, als Nachfolger Udo Lattek's 1975 zum FC Bayern

Obwohl zuletzt als Assistent bei Herberger tätig wurde nicht er, sondern Helmut Schön Nachfolger des Weltmeistertrainers. Ein Mann wie Dettmar Cramer, der vor allem für psychische Robustheit steht und der von sich behauptet, dass es ihm stets an der nötigen Geduld gemangelt habe, kommentierte diese Entscheidung später so: ?Herberger hat seinen Nachfolger selbst bestimmt, das ist alles ordnungsgemäß verlaufen."

Heute spricht er von Japan, als seiner zweiten Heimat und über sein Gesicht huscht ein Lächeln ? warum? ?Es war die Zeit des Lächelns und ich weiß nicht wer mehr voneinander gelernt hat, die Japaner von mir oder ich von den Japanern?, so jedenfalls kramen seine Gedanken aus den Jahren 1960 bis 1963 viele Erinnerungen hervor, die ihn auch als Mensch prägten. ?Ich habe von den Japanern Geduld gelernt. Ich habe mich nicht mehr gehen lassen. Ich habe gelernt führen heißt überwältigen, aber nicht mit der Gewalt der Position oder gewaltigen Mitteln, sondern mit den Mitteln der Überzeugung. Solange besser möglich ist, ist gut nicht genug. ?Es immer noch ein bisschen besser zu machen? ist zu meinem Wesen geworden!?

Von 1964 bis 1967 arbeitete Dettmar Cramer als DFB-Trainer und von 1967 bis 1974 für die Fifa, wurde dann Nationaltrainer der USA. Später betreute er die Auswahl Saudi- Arabiens, den griechischen Erstligisten Aris Saloniki und als Technischer Direktor das Olympia-Team Koreas.

Paraderolle als "Napoleon"

Paraderolle als "Napoleon"

Dettmar Cramer galt als großer Fußball-Theoretiker. National erreichte er seine größten Erfolge vom 16.01.1975 - 01.12.1977 als Trainer des FC Bayern München mit dem er 2 x den Europapokal der Landesmeister (1975 und 1976) und 1 x den Weltpokal (1976) gewann, aber nie als ?Deutscher Meister?. Die typisch deftige bayerische Art und der Witz des damaligen Bayern- und Nationaltorhüters Sepp Maier bescherten unserem Jubilar den bis heute gültigen Kosenamen ?Napoleon? ob seiner Körpergröße und seiner taktisch disziplinierten Spielvorbereitung. Spieler beschreiben ihn zurückblickend so: "Er konnte uns vor einem Spiel ganz genau erklären, warum wir gewinnen werden. Und nach dem Spiel konnte er genau erklären, warum wir verloren hatten."

Maier soll auch angeregt haben, den Rasen auf dem Trainingsgelände zweimal mähen zu lassen, damit man ?Den laufenden Meter? sehen könne. Dettmar Cramer nahm es gelassen und ließ sich auf dem Rasen als Napoleon in Uniform fotografieren (Foto) und konterte den Sepp mit seinem berühmt gewordenen Spruch: ?Aus einem traurigen Hintern kann niemals ein fröhlicher Furz kommen!?

Seine letzte Bundesligastation war Bayer 04 Leverkusen von 1982 bis 1985.

Unser Jubilar lebte heute in seinem Haus in Reit im Winkel. Inzwischen sind seine Verdienste weltweit anerkannt. Für seine Arbeit als Nationalcoach der USA ernannte man ihn ehrenhalber zum Häuptling der Sioux und der Mohikaner. Er wurde aufgenommen in Japans ?Hall of Fame? und erhielt zwei Ehrenprofessuren. Japans Kaiser Hirohito verlieh ihm persönlich den höchsten japanischen Kulturorden für seine Leistungen als Nationalmannschafts-Trainer.

In Deutschland wurde sein nimmermüdes Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. "Der springende Punkt ist der Ball" und "solange besser möglich ist, ist gut nicht genug" - Dettmar Cramers Philosophien sind auch heute noch druckreif. Auch künftig will der "Professor" sein Wissen und seine Erfahrung weitergeben. "Das möchte ich so weitermachen, so lange ich lebe."

Lieber Dettmar Cramer! Als gebürtigem Dortmunder und verdienstvollen Arbeiter in Sachen Fußball, aber ganz besonders als weltweit anerkannter Repräsentant des deutschen Fußballs, wünschen wir Dir heute einen unvergessenen Tag in fröhlicher Runde mit Deiner Familie, Freunden und Vertrauten gemeinsamer Tage. Bleibe gesund und fit, damit Du die Geräte im Keller nicht rosten!

, 04.04.2010

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