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Wir haben die Chance in Geschichtsbüchern zu stehen

Ich habe einen Vertrag bis 2010

Ich habe einen Vertrag bis 2010

Alex, Du hast unlängst mit Deiner Aussage «Warum soll ich hier nicht verlängern?» in einer großen Boulevardzeitung die Hoffnung genährt, über 2010 beim BVB bleiben zu wollen. Können sich die Fans von Borussia Dortmund also weiter auf Dich freuen?

Alex Frei: Heute und morgen ja! Ich war nie jemand, der ewige Treue schwört und Versprechungen macht, die er dann nicht einhalten kann. Ich glaube nicht, dass man sich hinstellen und sagen kann, man bleibt bis 2012 oder 2014. Manchmal geht das schnell im Fußball, und es spielen andere Faktoren eine Rolle. Stand heute und so wie ich mich fühle, habe ich einen Vertrag bis 2010, und ich sehe keinen Grund, warum ich den nicht erfüllen sollte.

Ist Dir eigentlich bewusst, welch enormen Stellenwert Du hier besitzt?

Es geht immer mit enormem Druck einher, das heißt, Du musst immer den Erwartungshaltungen gerecht werden, was ja nicht immer möglich ist. Man versucht das natürlich, aber mir ist durchaus bewusst, welchen Stellenwert ich hier habe. Und ich denke, das kommt nicht einfach so angeflogen, sondern man erarbeitet sich das. Einen Stellenwert erarbeitet man sich nur durch Leistungen.

Dein Nati-Coach ist in Dortmund eine Ikone, Dein Landsmann Chapi auch ? tauscht Ihr Euch eigentlich schon mal aus zum BVB? Vor Deinem Wechsel 2006 hierher hast Du Dich doch bestimmt bei Stephane Chapuisat nach diesem Club erkundigt, oder?

Sicher hinterfragt man sich...

Sicher hinterfragt man sich...

Ich hatte nur einmal mit Chapi Kontakt wegen dem BVB, das war bevor ich 2006 hierher kam, und seither habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm. Bei Ottmar Hitzfeld ist es so, dass er immer wieder die Neuigkeiten aus Dortmund erfahren möchte, und dann seine Erfahrungen mir preis gibt, klar.

Nach der schweren Knieverletzung und zweimaliger Operation hast Du lange gebraucht, bis Du wieder in Form warst. Hast Du in diesen schweren Momenten dieser Zeit mal ans Aufgeben gedacht, oder daran, Dortmund den Rücken zu kehren?

Ja und nein. Es ist sicherlich so, dass ich mich nach drei Operationen schon langsam hinterfragt habe, warum ist das so? Hat das mit Dortmund zu tun, hat das mit dem Trainingsumfeld zu tun, hat das mit dem Boden zu tun, oder ist es einfach nur Pech? Alles Fragen, die ich mir gestellt habe, um eine Antwort zu finden und zu suchen. Letztendlich ist es so, dass ich dreimal Pech hatte, der eine hat eben mehr Pech und der andere weniger.

Dein Verhältnis zu Trainer Jürgen Klopp schien zwischenzeitlich ? na sagen wir mal ? ein wenig problematisch zu sein. Da war schon mal von ?anderer Meinung? und rein ?professionellem Verhältnis? die Rede. Wirkte das nur nach außen so, oder hattest Du nicht selbst Zweifel?

Im Fußball geht oft alles sehr schnell...

Im Fußball geht oft alles sehr schnell...

Grundsätzlich geht es ja um den Erfolg, aber ich denke jetzt, vor allem in der Rückrunde habe ich mich wieder so in die Mannschaft gespielt, wie ich mir das vorstelle und meinen Stammplatz wieder gefestigt, dass es da wenig Diskussionen gibt. Aber ich rede immer nur von Leistungen, denn ich habe kein Training verpasst seit der Winterpause und fühle mich topfit. Und ich denke, dass sich meine Leistungen in den Spielen der Rückrunde durchaus sehen lassen können. Deswegen gibt es da auch keine Zweifel, denn ich muss nicht mit einem Trainer in die Ferien gehen, sondern ein normales professionelles Verhältnis haben.

Ich komme deswegen da drauf zu sprechen, weil Du ja nach dem letzten Heimspiel gegen M?gladbach mit der unglücklichen Aussage: ?vielleicht bis bald? kurz vor Weihnachten Journalisten wie Fans ratlos zurückgelassen hattest?

Ja, das kann man natürlich interpretieren, wie man möchte. Das ist klar, aber es ist so, dass man auch gewisse Dinge immer vorbereiten muss, die passieren können und etwas provozieren muss. Man kann ja im Winter auch wechseln, das war so, und das war ja auch ein Thema zu der Zeit, sicher.

Eine Zeit lang schien es tatsächlich so, als hätte der BVB ein Stürmerproblem. Jetzt loben alle das Duo Frei / Valdez. Wie siehst Du denn Eure Offensivabteilung, Stand heute?

Grundsätzlich ist es so, dass wir meiner Meinung nach noch nie ein Stürmerproblem gehabt haben, seit ich hier her gekommen bin 2006. Freilich ist es so, dass gemessen anhand der Trefferquote die vom Nelson nicht überragend ist, das kann man sicherlich so sagen. Nur, gibt es da ja zwei Aspekte zu beleuchten. Der andere Effekt ist, dass es mir sehr entgegen kommt, mit ihm zu spielen. Er ist ein Spieler, der kopfballstark ist, der läuferisch so stark ist, der viele Löcher reißt, mitspielt und viele Gegenspieler an sich bindet. Und ich denke, dass es Stürmer gibt wie ihn, die sich durch andere Charakter- und Spielstärken hervorheben, als durch Tore allein.

Und wie siehst Du die Rolle von Zidan, der klaglos draußen sitzt und auch wichtige Tore machen kann?

Sicherlich kommt eines noch hinzu: wir sind sehr erfolgreich in der Rückrunde, und so ist es sehr schwierig für andere Spieler, in die Mannschaft zu kommen. Klar, jeder hat die Möglichkeit, sich im Training aufzudrängen, aber wenn es so läuft und eine Mannschaft gewinnt sechsmal, dann muss man warten können. Und darum ist es wichtig, dass ein Zidan jetzt reinkommt, erfolgreich ist und seinen Teil zur Entscheidung beitragen konnte. Das ist auch wichtig für eine Mannschaft, die nach vorne kommen möchte.



Wie beurteilst Du ?den neuen BVB?, was hat sich unter dem neuen Trainerteam Gravierendes verändert, dass es plötzlich so viel besser läuft?

Das ist schwierig zu beantworten. Ich bin jetzt ein bisschen mehr als zweieinhalb Jahre hier, die dritte Saison geht langsam zu Ende. Heute kann man sagen, dass durch Siege ein Vertrauen entsteht, das plötzlich zur Selbstverständlichkeit wird, dass viele Sachen gelingen, die unseren Spielern oder mir vorher nicht gelungen sind. Aber ich habe auch immer betont, als wir viele Unentschieden aneinander gereiht haben, durch das Nichtverlieren lernst Du zu gewinnen! Das bestätigt, dass ich letztlich Recht gehabt habe.



Pessimisten sagen: nur 3 Punkte bis zum Uefa Cup. Optimisten sagen: nur 4 Punkte bis zur Champions League? Du weißt, wie schnell in Dortmund die Euphorie hohe Wellen schlägt. Wie siehst Du die derzeitige Situation?

Wir können Geschichte schreiben...

Wir können Geschichte schreiben...

Ich kann es nur für mich beantworten, wie ich das empfinde. Junge Spieler, die können sich sicher daran aufrichten. Es ist sicherlich einfacher, sie im Erfolg zu trainieren und im Profibetrieb aufzubauen, wenn sie im Uefacup oder um die Chamions League-Qualifkation spielen, als wenn sie um den Abstieg spielen müssten. Ich kenne die Euphorie, ich kenne beide Seiten hier in Dortmund, auch die Todesstimmung. Man soll die Leute träumen lassen, aber für uns als Mannschaft ist es wichtig, von Spiel zu Spiel zu schauen. Wir haben jetzt am Samstag eine schwere Aufgabe gegen die Karlsruher, die mitten im Abstiegskampf stecken und vielleicht eine der letzten Chancen sehen, um da noch unten raus zu kommen, und für uns gilt es nicht nur einen Vereinsrekord eingestellt zu haben, sondern einen neuen aufzustellen. Jeder Spieler möchte in den Geschichtsbüchern verewigt werden, und das ist unsere Chance!

Du hast in Deiner BVB-Zeit schon einiges an Höhen und Tiefen mitgemacht ? an was erinnerst Du Dich spontan, was war Dein ganz persönliches Highlight bisher?

Ich hatte viele Highlights. Mit den Toren, die ich geschossen habe, ist das mehr als zufrieden stellend, kann man, glaub ich, sagen. Auch die Torvorbereitung ist mehr als zufrieden stellend. Was fehlt? Sicherlich das Pokalfinale, das man nicht gewonnen hat. Dass wir uns in den Spielzeiten nie direkt und klar für den Uefacup qualifizieren konnten aus der Ligatabelle. Aber so einzelne Dinge? da hab ich viele schöne Momente erlebt, die mir niemand mehr nehmen kann. Ich glaube nicht, dass es viele Spieler gibt, die Meisterschaften gewonnen haben, die so viel tolle Momente genießen durften, wie ich sie hier erlebt habe.

In einer Fanversammlung, an die ich mich noch gut erinnere, sah man Dich ratlos, als Du gefragt wurdest, ob Dir nach Deinem Wechsel jemand die enorme Tradition dieses Clubs näher gebracht hat. Inzwischen dürfte dies aber kein Thema mehr sein, oder?

Was bringen Pfiffe gegen einen Spieler?

Was bringen Pfiffe gegen einen Spieler?

Ich war nicht ratlos im Sinne, dass ich nicht wusste, was Sache ist. Ich musste eher überlegen, was da passiert ist. Es war eine Zeit, in der diese Fanversammlung war, wo es schwierig war für die Mannschaft und wir eine Krisenstimmung im Club hatten. Es war eine giftige Stimmung gegen einzelne Spieler, und das habe ich nicht gekannt. Dass es mal negative Stimmung gegen einen Spieler gibt, das ist kein Problem, aber dass die Fans gegen einzelne Spieler pfeifen, dass man sie praktisch so verunsichert, dass sie keinen Ball mehr vernünftig stoppen und spielen können, das kannte ich so nicht. Das habe ich da hinterfragt und den Leuten mit auf den Weg gegeben. Natürlich wusste ich von der Tradition hier, was es bedeutet, für den BVB zu spielen. Das wusste ich schon ein dreiviertel Jahr vorher, schon 2005, als ich mich entschieden habe, hierher zu kommen. Da wusste ich schon, was mich erwartet. Es ist aber so, dass viele Spieler hier dem Druck nicht gewachsen sind, die eigentlich tolle Fußballer wären.

100 Jahre BVB ? ist dieses Jubiläum auch für den Spieler Alexander Frei etwas Besonderes?

Sicherlich ist es so, da es ja ein Jubiläumsjahr ist, dass man da schon etwas den Leuten präsentieren möchte ? vor allem denen, die was mit dem Verein zu tun haben. Leider ist der DFB-Pokal nicht mehr möglich, die Deutsche Meisterschaft wäre sicher ein bisschen zu hoch gegriffen, aber man soll nie ?nie? sagen. Also gibt es noch Plätze, die für uns wichtig sind zu schnappen. Und was man auch nicht vergessen darf: 2009 geht ja nicht am 23. Mai zu Ende, sondern im Dezember. Da gibt es noch viele Möglichkeiten, ein tolles Jahr 2009 zu haben. 

Letzte Frage: 12 Punkte sind noch zu vergeben gegen Karlsruhe, in Wolfsburg, gegen Bielefeld und in Mönchengladbach? Was meinst Du, welchen Tabellenplatz belegt Borussia am Ende dieser Saison?

Auf jeden Fall einen besseren als in der letzten (lacht).

, 05.05.2009

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