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"Christoph hat für uns keine Rolle gespielt"

Herr Watzke, wir sind hier heute am Tag des DFB-Pokalfinals in Berlin ? trauern sie dem relativ frühen Ausscheiden noch nach, wirtschaftlich wie sportlich?

Es ist in erster Linie kein wirtschaftliches Thema, sondern es wäre natürlich eine herrliche Visitenkarte gewesen, wenn Du mal wieder in Berlin dabei wärst. Wir waren ja vor zwei Jahren hier, damals hatten wir eine Mannschaft die zwar den Bayern am Ende viel abverlangt hat, die aber nicht wirklich konkurrenzfähig war. Ich hätte das gerne heute gespielt. Weil ich glaube - ungeachtet der Tatsache, dass wir jetzt zwei Mal gegen die Bayern verloren haben - dass wir jetzt eine Mannschaft haben, die durchaus auch in der Lage wäre, so ein Finale erfolgreich zu bestreiten. Insofern trauern wir Osnabrück noch ein bisschen nach, aber wir werden jetzt versuchen nächstes Jahr einen neuen Anlauf zu nehmen. Wir wollen hier definitiv irgendwann mal wieder hin und zwar nicht als Zuschauer sondern als Teilnehmer, klar.

Zurück zur wirtschaftlichen und sportlichen Entwicklung. Sie hatten ja kurz nach ihrem Amtsantritt gesagt, dass man um 2010 herum wieder auf Augenhöhe mit den ersten fünf, sechs Vereinen der Bundesliga sein wolle, wie sieht da die weitere Entwicklungsplanung des BVB aus?

Dafür hat man uns ja damals belächelt, aber wir haben das geschafft und das bleibt auch unser Anspruch in den nächsten Jahren, gar keine Frage. Wir werden uns sicherlich in der ersten Tabellenhälfte etablieren. Aber man sieht ja jetzt auch am Beispiel Hamburg, Stuttgart oder Wolfsburg, wie schnell es dann auch Platz 7 oder 8 sein kann. Das kann immer mal passieren, weil diese Clubs deutlich mehr Geld als wir haben. Aber wir werden mit allem was wir zur Verfügung haben, mit viel Kreativität und sehr viel innerer Geschlossenheit - die wir ja beispielhaft haben ? versuchen, auch in den nächsten Jahren positive Überraschungen zu schaffen und ich bin da ganz optimistisch, dass dies gelingen kann.

Was sagen Sie zu den Nationalmannschaftsdebüts der Borussen?

Das war überragend! Mats hat sehr solide gespielt. Er konnte sich natürlich gegen Malta nicht so auszeichnen wie Kevin. Kevin hat ein großartiges Debüt gehabt. Ich bin sehr sicher, dass beide sowie Marcel Schmelzer und dann auch irgendwann Sven Bender eine feste Institution in der Nationalmannschaft werden in den nächsten Jahren. Die werden alle ihren Weg gehen und am Ende des Tages haben wir vielleicht noch ein, zwei deutsche Nationalspieler mehr, von denen jetzt noch gar keiner redet. Also eine BVB-freie Nationalmannschaft wird es in den nächsten Jahren nicht mehr geben, da bin ich sehr sicher. Das ist auch eine Bestätigung unseres Erfolges. Ich war ja selbst in Aachen, ich war unglaublich stolz und richtig emotional berührt, dass da wieder zwei von unseren Jungs, beide einundzwanzig Jahre alt, und beide echte Borussen ? auch Mats ist inzwischen ein tausendprozentiger Borusse - dabei waren. Das war schon klasse.

Es wurde vorhin von dem wichtigsten Akteur im Stadion ? dem Fan ? gesprochen. Viele Dortmunder Fans hat der Wechsel von Christoph Metzelder zum Reviernachbarn doch mehr als überrascht. Sie auch?

Nein, für uns war ja klar, dass Christoph für uns keine Rolle gespielt hätte und dass er irgendwo spielen will ist doch auch normal. Dass sich vor dem Hintergrund seines regionalen Ruhrgebietsbezuges Schalke anbot und da die ja nun auch relativ großen Wert auf ablösefreie Spieler legen, war das eine logische Entwicklung, das nehme ich ihm nicht krumm. Dies werden wir dann eben in der gebotenen Art und Weise wie wir diese Duelle angehen, ausfechten. Aber der Respekt ist absolut da.

Während der Konferenz sprachen sie davon, dass beim BVB nicht mehr ausgegeben wird als man auch einnimmt. Wie sehen vor diesem Hintergrund die weiteren Personalplanungen für die kommende Saison aus?

Unsere Personalplanungen werden in ein bis zwei Wochen weitestgehend abgeschlossen sein, was die aufnehmende Seite angeht. Abgeben wollen wir niemanden. Es sei denn, jemand fühlt sich nicht wohl. Es gibt da ja so zwei, drei die gesagt haben, dass sie grundsätzlich mal eine neue Herausforderung suchen. Nelson hat das z. B. gesagt. Das kann ich auch gut verstehen. Ansonsten wollen wir niemanden abgeben. Es gilt ja das was ich schon die ganze Zeit gesagt habe: Wenn jemand glaubt, er müsste einen von unseren WM-Teilnehmern verpflichten, dann muss er - je nachdem welcher Club es ist - entweder zwei LKWs mit eng gefalteten Scheinen oder zwei Ölfelder an uns überschreiben, ansonsten werden wir keinen abgeben.

Zum Abschluss eine rein sportliche Frage: Wie wird die deutsche Fußballnationalmannschaft, ihrer Meinung nach, bei der WM abschneiden und wer wird Weltmeister?

Ich persönlich wäre zufrieden, wenn wir das Viertelfinale erreichen, das ist machbar mit der Mannschaft. Alles andere ist innerhalb eines 90 minütigen Spiels immer auch Sache des Glücks. Die absolute individuelle Klasse wie Spanien haben wir nicht, aber deutsche Mannschaften waren immer Turniermannschaften, das gibt so ein bisschen Hoffnung. Das Viertelfinale sollte es schon sein, dann wäre es sicherlich kein Misserfolg. Ansonsten wird Spanien eine große Rolle spielen, Holland verfügt über eine überragende individuelle Klasse - nur scheitern sie meistens. Hinzu kommen Brasilien und Argentinien. Aus diesen vieren wird sich meiner Meinung nach der Weltmeister herauskristallisieren.


Kurzinterview mit Rainer Holzschuh

Herr Holzschuh, wie fällt ihr Saisonfazit bezüglich Borussia Dortmund aus?

Unterm Strich positiv, weil es eine enge Saison für viele Vereine war. Es hat sich am Ende herausgestellt, dass 8-10 Vereine immer auf die internationalen Plätze geschielt haben. Sich dann am Ende durchsetzen zu können, darauf kann man schon ein wenig stolz sein. Es hat nicht nach ganz oben gereicht zur Champions League, aber die Europa League ist ja auch nicht das schlechteste. Das heißt, man kann jetzt darauf aufbauen, man hat sehr viele junge Spieler integriert in dieser Saison, man hat einen Trainer, der Visionen hat - was unheimlich wichtig ist ? und der nicht einfach nur jeden Tag stur zum Training geht. Insofern ist das für mich erst mal eine Saison gewesen um für die weiteren Ziele etwas aufbauen zu können, das Fundament zu legen. Und das Fundament ist gelegt. Das bedeutet, wenn man jetzt gescheit ist, kann man auch den ersten, vielleicht mal den zweiten Stock darauf aufbauen.

Was meinen sie damit genau, wie sehen die Perspektiven in der neuen Saison aus für den BVB?

Es ist natürlich ganz wichtig, dass sich die jungen Spieler weiterentwickeln. Man hat ja eine ganze Reihe von wirklich hervorragenden Talenten, die sich in der letzten Saison durchgesetzt haben. Egal wer das ist, ob Hummels, Sahin oder Bender. Da kann man ja nun ein halbes Dutzend Spieler aufzählen, die auch ihre Spiele gemacht haben. Kevin Großkreutz ist ein Paradebeispiel dafür. Wenn man zu den Leistungssteigerungen dieser Nachwuchsleute - die automatisch kommen ? noch die auf ein bis zwei Positionen vorhandenen Schwachpunkte behebt oder die Positionen ergänzt, dann sehe ich in der Tat, dass es im nächsten Jahr eine Stufe höher geht.

Wo sehen sie die Schwachpunkte?

Zum Beispiel braucht man auf der rechten Verteidigerposition noch einen vernünftigen Mann, das scheint aber nun gelöst zu sein. Man muss sicherlich noch hinter Barrios eine zweite Sturmspitze haben, die auch noch wesentliches mit sich bringt. Einen Zehner vielleicht, den braucht man allerdings nicht unbedingt, das hängt jeweils vom System ab. Aber das weiß der Trainer natürlich wesentlich besser - und Klopp ist ein Mann, der sehr perspektivisch arbeitet und mit seiner Philosophie dauerhaft Erfolg haben kann, denke ich. Beim Fußball sind natürlich so viele Unwägbarkeiten dabei, dass man es nie absolut festlegen kann.

Wie beurteilen sie die Nationalmannschaftsdebüts der beiden Dortmunder und was sagen sie zur Nichtnominierung von Mats Hummels zur WM?

Was Großkreutz in diesem Spiel gegen Malta gemacht hat, war natürlich sensationell. Allein dieser Pass der zum 2:0 führte, das muss man erst mal hinbekommen mit so viel Gefühl, mit so viel Überblick, zudem aus der Situation heraus blitzschnell handelnd. Und das im ersten Länderspiel, wo man ja normalerweise nervös ist, auch wenn es ? in Anführungssstrichen ? ?nur? gegen Malta ging. Aber das war schon vom feinsten und das zeigt, dass Großkreutz wirklich eine Perspektive vor sich hat. Hummels Perspektive ist eigentlich schon die Gegenwart. Normalerweise kann man darüber diskutieren, ob er zur WM mitgehört hätte oder nicht. Seine Leistungen waren sehr gut. Auch im letzten Jahr bei der U21 EM hat er hervorragend gespielt. Er ist prädestiniert dazu, dauerhaft Nationalspieler zu werden. Wie gesagt, man kann diskutieren, ob er mit nach Südafrika gehört hätte oder nicht. Jogi Löw hat sich anders entschieden. Wir werden am Ende der WM sehen ob Jogi Löw recht hatte oder alle diejenigen die Hummels haben wollten.

, 22.05.2010

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