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Der Abstieg der "Nutella-Boys"

Vermutlich haben sich die klugen FERRERO-Werbestrategen monatelang selbst auf die Schulter geklopft. Für den richtigen Riecher. Auf vier deutsche Jungtalente hatten sie 2004 in ihren Spots gesetzt. Die Hoffungsträger einer damals frustrierten und verunsicherten Fußball-Nation sollten als neue Werbe-Ikonen aufgebaut werden. Der schokoladige Brotaufstrich dürfte den Verantwortlichen jedoch inzwischen im Halse stecken geblieben sein. Die Auswahl ihrer nationalen Shootingstars entpuppte sich als klassisches Eigentor.

Vom illustren Quartett , bestehend aus Kevin Kuranyi, Benny Lauth, Andreas Hinkel und Arne Friedrich, schaffte es lediglich nur der Berliner Friedrich in den Klinsmann-Kader für die WM 2006.

Ersatz für Hinkel und Lauth

Klammheimlich verschwanden die Spots dann auch während des Turniers von der Bildfläche. Nach der Zwangspause feiert die Werbung nun ihre Wiederaufnahme - mit neuen Gesichtern: Der inzwischen auf FC Sevillas Ersatzbank abgeschobene Hinkel wurde durch Marcell Jansen, Lauth durch Tim Borowski ersetzt. Die Ablösung von Kuranyi dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. An Lauth und Kuranyi wird es besonders deutlich: Die einst so hoch gehandelten Talente befinden sich im freien Fall.

Das berühmte "Let's get loud" von Jennifer Lopez, das in Anlehnung an dessen Nachnamen bei jedem Tor von Lauth im Stadion ertönt, blieb in dieser Saison noch ungehört. Kein einziger Treffer gelang dem HSV-Stürmer, nicht viel erfolgreicher präsentiert sich sein Pendant aus Schalke: Kuranyi brachte es in neun Spielen nur auf zwei Tore.

Unschuldige Opfer

Die beiden haben einiges gemeinsam: Vom Trainer auf die Bank verfrachtet, von den Teamkollegen kaum unterstützt und von den eigenen Fans ausgepfiffen, fühlen sie sich unverstanden, ausgebootet und ungerecht behandelt. Im Klartext: als unschuldige Opfer ihrer sportlichen Misere. "Ich musste verdammt viel leiden und einstecken zuletzt. Gegen Stuttgart saß ich auf der Bank - trotzdem klappte es nicht. Komisch, oder?", gibt sich Kuranyi im "Kicker" trotzig.

Und auch Lauth bringt für seine Ausmusterung wenig Verständnis auf: "Wenn wir ein Tor nach dem anderen schießen und jedes Spiel gewinnen würden, wäre es für mich nachvollziehbar. Aber so nicht. Letzte Saison wurden wir Dritter, ich habe 31 Spiele gemacht. Heute sind wir 15. und ich bin zu schlecht?" Ihre Trainer Mirko Slomka und Thomas Doll sind sich in ihrer Beurteilung jedoch einig: Beide Stürmer tun zu wenig.

Kuranyi kritisiert Schalke

Verhätschelte Jungstars: Die Nutella-Gang

Verhätschelte Jungstars: Die Nutella-Gang

"Das gilt sicher nicht nur für mich. Alle hier müssen mehr tun. Wir Stürmer brauchen mehr Unterstützung. Aus dem Mittelfeld und der Abwehr muss mehr nach vorne kommen. Wir bekommen vorne keine Bälle", wehrt sich Kuranyi und kritisiert zugleich den mangelnden Teamgeist bei den Schalkern.

Lauth fühlt sich zu Unrecht kritisiert, seine angebliche physische Schwäche gehöre der Vergangenheit an: "Mein körperlicher Zustand ist so gut wie nie, das habe ich mir erarbeitet. Seit dem letzten Winter bin ich da auf dem richtigen Weg." Dennoch kann der ehemalige Münchner "Löwe" bei Doll keinen Eindruck machen. Der fordert von seinem Stürmer ein aggressiveres Auftreten, doch Lauth sieht sich als anderen Spielertyp mit eben "anderen Qualitäten".

Lauth schließt Wechsel nicht aus


Auch intensive Gespräche brachten Trainer und Spieler nicht näher zusammen, die atmosphärischen Störungen sind nicht mehr zu übersehen. Inzwischen ist Lauth hinter Paolo Guerrero, Danijel Ljuboja, Boubacar Sanogo und Besart Berisha nur noch Stürmer Nummer fünf beim HSV.

Lauth schließt einen Abschied aus Hamburg daher nicht mehr aus, freilich nicht ohne die üblichen Phrasen zu dreschen: "Ich will es beim HSV schaffen. Aber wenn es so weiter geht, dann müsste man fragen, ob es noch Sinn hat." Die Sinn-Frage muss sich auch Kuranyi stellen, der auf Schalke nicht nur genauso hart wie sein Trainer öffentlich kritisiert wird, sondern auch beim Fanvolk jeglichen Kredit weidlich aufgebraucht hat.

"Katastrophe, was da passiert"

Pfiffe gegen den einstigen Liebling der Teenager gehören inzwischen zum Standard. "Es ist eine Katastrophe, was da passiert. Man tut so, als wenn ich noch nie gegen einen Ball getreten hätte", beklagt sich der Ex-Stuttgarter. Kuranyi will sich unbedingt durchbeißen, ob er dazu bei Schalke allerdings überhaupt noch die Chance bekommt, muss sich erst noch zeigen.

Doch sollte er bei den "Königsblauen" seinen Abschied nehmen müssen, hätte er wohl mit Sicherheit auch zum letzten Mal in ein Nutella-Brot gebissen. Zumindest im Fernsehen.

, 03.11.2006 

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